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Von der Hallstein-Doktrin bis zur Ölkrise

Bastian Hein: Die Westdeutschen und die Dritte Welt. Entwicklungspolitik und Entwicklungsdienste zwischen Reform und Revolte 1959 – 1974
München, Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2006, ISBN 3.486-57880-4

Im Rahmen eines umfassenden Forschungsprojektes des Institutes für Zeitgeschichte München – Berlin zum politischen und gesellschaftlichen Wandel in der BRD in den 60er und frühen 70er Jahren hat Bastian Hein diese umfassende Studie über die Anfänge der bundesrepublikanischen Entwicklungshilfe vorgelegt. Wer hier einen ausschweifende theoretische Abhandlung über die Genese und Auswirkungen der „68er Bewegung“ erwartet, wird jedoch angenehm überrascht: Hein hat eine gründliche historische Analyse erstellt, die deutlich macht, wie vielfältig die Einflüsse auf diesen letztlich immer noch jungen Politikzweig gewesen sind.

Dazu gehören zum Beispiel die Drohungen der Amerikaner und Briten Ende der 50er Jahre, Truppen aus der BRD abzuziehen, wenn das wirtschaftlich bereits wieder aufstrebende Land sich nicht in ausreichendem Maße an der Mittelaufbringung für die Entwicklungsländer beteiligen sollte. Eine Rolle spielten darüber hinaus die Hallstein-Doktrin, die die diplomatische Anerkennung der DDR verhindern sollte und, allgemeiner, die Konkurrenz der Systeme, die auch die Entwicklungspolitik so lange bestimmte. Und auch die Suche der bundesrepublikanischen Wirtschaft an Absatzmärkten im Süden und die divergierenden Interessen potentiell zuständiger Ministerien werden vom Autor gebührend gewürdigt.

Um zu belegen, wo die „’68er‘ Wandel anstießen und beschleunigten beziehungsweise wo sie Widerstände weckten und Reformprozesse hemmten“, nimmt der Autor die personelle Hilfe besonders genau unter die Lupe. Diese Abschnitte dürften aber wohl vor allem für Spezialisten und die jeweiligen Häuser selbst interessant sein. Letztlich kommt Hein zu dem Schluss, dass sowohl „revolutionäre wie reformerische ?68er'“ unter den Studenten nur in geringem Maße an entwicklungspolitischen Fragestellungen interessiert gewesen seien. Der eigentliche Wandel sei vielmehr darin zu sehen, dass sich „erstmals eine größere Zahl von Westdeutschen überhaupt mehr als nur oberflächlich mit den Problemen der Dritten Welt“ auseinander setzte.

Immer wieder ist dem Autor eine deutliche Abneigung gegen „die 68er“ und hier insbesondere gegen die radikaleren Gruppierungen unter ihnen anzumerken. Das erstaunt, denn diese Gereiztheit ist unnötig, da seine Arbeit gerade den vergleichsweise geringen Einfluss dieser Generation auf die Entwicklungszusammenarbeit deutlich macht – wovon offensichtlich die Mitarbeitervertretung des DED zumindest zeitweilig ausgenommen werden muss. Insgesamt tut diese Antipathie der Qualität von Heins Untersuchung jedoch keinen Abbruch. Daher ist das Werk allen, Fachleuten wie interessierten Ehrenamtlichen uneingeschränkt zu empfehlen.

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