Köln. – Anlässlich der Hauptversammlung der BASF hat der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre die Anteilseigner am Freitag aufgefordert, zentralen Vorschlägen der Verwaltung die Zustimmung zu verweigern. In mehreren Gegenanträgen übt der Dachverband scharfe Kritik an einer wenig nachhaltigen Dividendenpolitik, unglaubwürdiger Klimastrategie und vor allem unzureichenden Reaktionen der BASF auf Menschenrechtsverletzungen.
Deutlich wird die Kritik von Vertretern zweier Gemeinden, die unmittelbar unter den Folgen des Rohstoffhungers der BASF leiden. Trotz jahrelanger Bemühungen der BASF mit dem Platin-Lieferanten Sibanye-Stillwater gibt es keine substantiellen Verbesserungen der prekären Lebensbedingungen in den Bergbaugemeinden um Marikana in Südafrika. Mangelnder Wasserzugang, unzureichende Einbeziehung der Gemeinden bei Audits und Intransparenz bei Umwelt- und Gesundheitsrisiken sind weiterhin gravierende Probleme.
Südafrika: Unwirksame Audits mit fatalen Folgen
Gomotsegang Brown Matloko aus der Gemeinde Wonderkop in Marikana: „Unser Maßstab für das Engagement der BASF liegt in greifbaren Resultaten vor Ort. Was die Auswirkungen der Bergbauaktivitäten von Sibanye-Stillwater betrifft, sehen wir immer noch eine gefährliche Kluft zwischen den erklärten Absichten und der Realität in Bezug auf Menschenrechte, Umwelt und Sicherheit. Trotz jahrelanger Gespräche, Audits und vermeintlichen Drucks durch BASF bleiben die versprochenen Verbesserungen weitgehend aus. Sibanye-Stillwater nimmt meine Berichte über überlaufende Dämme und Emissionen, die eine akute Gefahr für die Gesundheit meiner Gemeinde darstellen, nicht ernst. Ich fordere die BASF auf, genau in diesem Punkt tätig zu werden, damit die Verantwortung in der Lieferkette nicht nur ein leeres Wort in den Berichten der BASF bleibt.“
Argentinien: BASF weiter mitverantwortlich für Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen
Durch die weiterhin signifikant hohe Beteiligung an Harbour Energy bleibt die BASF in der Verantwortung für das klimaschädliche Geschäftsmodell und höchst schädliches Fracking in Argentinien. Orlando Carriqueo, Sprecher und Mitglied des indigenen Parlaments der Mapuche und Tehuelche der argentinischen Provinz Rio Negro: „Die Ausbeutung von Vaca Muerta mit Fracking-Technik hat irreparable Folgen für das Gebiet, unter anderem den Verlust der Artenvielfalt und die Veränderung der Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort. Sie leben in ständiger Angst vor Erdbeben. Ölabfälle, die stark kontaminiert sind, werden auf offenen Flächen gelagert und verschmutzen lebenswichtige Regenwasserkanäle und Flüsse. Schuld daran sind die internationalen Unternehmen, die Vaca Muerta ausbeuten. Sie verletzen systematisch die Menschenrechte der indigenen Bevölkerung und haben auch deren Recht auf Zustimmung nicht respektiert. Stattdessen ändern sie Gesetze zu ihren Gunsten und kriminalisieren und verfolgen indigene Führungspersonen.“
Dividende unangemessen hoch – Investitionen und Transformation vernachlässigt
Der Dachverband fordert mehr Investitionen statt unverhältnismäßig hohe Dividendenausschüttungen. Die BASF muss deutlich mehr in die eigenen Standorte investieren, um Zukunftsperspektiven – insbesondere am Standort Ludwigshafen – zu schaffen, um sich konsequent von der Abhängigkeit von klimaschädlichen Energien zu lösen und die eigenen Klimaziele erreichen zu können.
Tilman Massa, Co-Geschäftsführer vom Dachverband Kritische Aktionärinnen und Aktionäre: „Es passt einfach nicht zusammen, wenn der Vorstand einerseits von Krise spricht, immer größer werdende Sparprogramme und Stellenabbau ankündigt, aber trotzdem über 2 Milliarden Euro als Dividende ausschütten möchte und von staatlichen Subventionen profitiert.“ Der Dachverband lehnt zudem die erneut zur Abstimmung stehende Ermächtigung des Vorstands ab, künftige Hauptversammlungen rein virtuell durchführen zu können. „Rein virtuelle Hauptversammlungen führen zu schwindendem Interesse und erschweren den Dialog und Austausch. Wir fordern ein hybrides Format, bei dem sowohl online als auch in Präsenz aktiv teilgenommen werden kann“, so Massa weiter.
Quelle: Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre