Berlin. – Laut einer neuen Oxfam-Analyse werden die G7-Länder ihre Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit bis 2026 um voraussichtlich 28 Prozent gegenüber 2024 reduzieren. „Das wäre die größte Kürzung in dem Bereich seit Gründung der Staatengruppe im Jahr 1975“, teilte Oxfam am Mittwoch anlässlich des bevorstehenden G7-Gipfels im kanadischen Kananaskis mit. Die Hilfsorganisation fordert von der Bundesregierung und den anderen G7-Ländern einen Stopp der geplanten Kürzungen sowie eine Besteuerung Superreicher zur Bewältigung aktueller globaler Herausforderungen.
„Die Ausgaben der G7-Staaten für Entwicklungszusammenarbeit werden 2026 das dritte Jahr in Folge sinken – ein Trend, den es seit den Neunzigerjahren nicht mehr gab“, kritisiert Oxfam. „Wenn die Kürzungen wie geplant umgesetzt werden, schrumpfen die Mittel 2026 um 44 Milliarden US-Dollar. Die USA kürzen mit rund 33 Milliarden US-Dollar den größten Betrag. Großbritannien streicht 5 Milliarden US-Dollar, Frankreich 3 Milliarden US-Dollar und Deutschland 3,5 Milliarden US-Dollar. Die Folgen sind tödlich. So wird etwa allein der Wegfall der von den USA finanzierten Kinderernährungsprogramme für eine Million Kinder nach UN-Prognosen zu 163.500 zusätzlichen Todesfällen pro Jahr führen.“
„Immer mehr Menschen brauchen aufgrund von Konflikten und Katastrophen Unterstützung. In dieser besonders kritischen Weltlage stehlen sich die G7 zunehmend aus ihrer globalen Verantwortung – und Deutschland macht mit. Die im Koalitionsvertrag geplante Absenkung der international vereinbarten Entwicklungsquote von 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens sowie die geplanten drastischen Kürzungen der Bundesregierung sind skandalös und kurzsichtig. Sie haben langfristige Folgen für Frieden und Sicherheit. Bundeskanzler Merz sollte sich in Kanada klar zur Unterstützung einkommensschwacher Länder bei der Bekämpfung von Armut, Ungleichheit und Klimakrise bekennen und weiteren Kürzungen in den anstehenden Haushaltsverhandlungen für 2025 und 2026 eine klare Absage erteilen“, sagte Tobias Hauschild, Leiter des Bereichs Soziale Gerechtigkeit bei Oxfam Deutschland.
Indessen steigt der Reichtum der G7-Milliardär*innen immer weiter an. Seit Anfang des Jahres hätten Superreiche in den sieben Ländern bereits fast so viel verdient wie die für 2025 von den G7 zugesagten Mittel für Entwicklungszusammenarbeit in Höhe von 132 Milliarden US-Dollar, rechnet Oxfam vor. Eine Besteuerung Superreicher in den G7-Staaten könne einen entscheidenden finanziellen Beitrag zur Bekämpfung von Armut und Klimakatastrophe leisten. Gleichzeitig stünden damit neue Einnahmen in Milliardenhöhe zur Bekämpfung der Ungleichheit in den sieben Ländern zur Verfügung.
Donor-Tracker schätzte EZ-Kürzungen
Oxfams Prognose für die kommenden EZ-Kürzungen liegt eine Schätzung des Donor Tracker zugrunde. Dieser beziffert den Rückgang der jährlichen Hilfeleistungen der G7-Länder zwischen 2024 und 2026 auf insgesamt rund 44 Milliarden US-Dollar. 2024 waren die Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit der G7-Länder bereits um 8 Prozent zurückgegangen. Prognosen für 2025 deuten auf einen Rückgang um 19 Prozent hin.
Auf die Länder der G7 entfallen etwa drei Viertel der gesamten öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit (ODA). Laut OECD Data Explorer betrugen die jährlichen Ausgaben für die EZ der G7-Staaten 2024 insgesamt rund 157 Milliarden US-Dollar. Die USA gaben rund 62 Milliarden US-Dollar aus, Deutschland 31 Milliarden US-Dollar, Japan 18 Milliarden US-Dollar, Großbritannien 17 Milliarden US-Dollar, Frankreich 15 Milliarden US-Dollar, Italien und Kanada 7 Milliarden US-Dollar.
Foto: Eine „Ente“ in Kamerun. Copyright © 2025 by boldtpublishing.com
Quelle: www.oxfam.de