Hamburg. – Die Klimakrise wird zunehmend zu einer sozialen und sicherheitspolitischen Bedrohung. Greenpeace hat anlässlich des Weltflüchtlingstags (20. Juni) eine Studie in Auftrag gegeben, die zu einem alarmierenden Ergebnis kommt: Wetterextreme und schleichende Umweltveränderungen treffen vielerorts auf bestehende soziale Ungleichheiten. Das führt in immer mehr Regionen zu Hunger, Vertreibung und Gewalt.
Wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Studie „Klimawandel, Migration und Konflikt“ der Universität Hamburg und der Gesellschaft für Umwelt- und Entwicklungsforschung hervorgeht, waren 2024 weltweit mehr als 83 Millionen Menschen innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht – eine Verdoppelung im Vergleich zu vor zehn Jahren.
Die Studie basiert laut Greenpeace auf wissenschaftlichen Daten und analysiert politische Entwicklungen weltweit. „Ausgerechnet Länder, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, zahlen heute den höchsten Preis“, erklärte Fawad Durrani, Experte für Klima und Migration von Greenpeace. „Den größten Anteil an der Klimakrise tragen wohlhabende Industriestaaten. Sie stehen in der Verantwortung, ihren CO2-Ausstoß schnell zu senken und die betroffenen Länder finanziell zu unterstützen.”
Die Klimakrise verschärft Konflikte
Die Studie zeigt anhand von Fallbeispielen, dass der Klimawandel selten die alleinige Ursache von Flucht oder Gewalt ist. Doch in Regionen mit schwachen Institutionen, hoher sozialer Ungleichheit oder fehlendem Schutz beschleunige er bestehende Spannungen. Besonders betroffen seien Länder, in denen Überschwemmungen, Hitze oder Wasserknappheit auf fragile sozialpolitische Strukturen treffen. Beispiele dafür seien Afrika südlich der Sahara oder Süd- und Südostasien. Das Resultat seien zunehmende Verteilungskonflikte, Binnenmigration und gewaltsame Auseinandersetzungen.
Auch in Europa verlieren Menschen infolge der Klimakrise ihre Heimat: Der Schutz vor Klimarisiken ist vielerorts unzureichend, so die Studienergebnisse. So seien etwa bei den Sturzfluten in Valencia im Jahr 2024 Warnungen zu spät ausgegeben worden – obwohl funktionierende Frühwarnsysteme vorhanden gewesen seien. Fehlender Hochwasserschutz und die weitgehende Versiegelung ehemaliger Überflutungsflächen verschärften die Folgen zusätzlich.
Als weiteres Beispiel führen die Wissenschaftler Süddeutschland auf: Dort sei es im Juni 2024 nach Starkniederschlägen zu großflächigen Überschwemmungen gekommen – „begünstigt durch fehlende Rückhaltebecken, versiegelte Böden und unzureichenden Hochwasserschutz“. Beide Fälle stünden exemplarisch für ein „systemisches Problem“: Vielerorts fehlten Investitionen in präventive Schutzmaßnahmen und Frühwarnsysteme.
In den USA werden der Studie zufolge unter der Regierung von Donald Trump „zentrale Katastrophenschutzmaßnahmen zurückgefahren, während zugleich Klimaforschung und -politik erheblichen Schaden nimmt.“ “Die Klimakrise verschärft soziale Spannungen und destabilisiert Regionen weltweit“, so Durrani. “Statt Grenzen hochzuziehen, sollte die Bundesregierung Menschen, die ihre Heimat durch die Klimakrise und Krieg verlieren, mit sicheren Aufnahmeprogrammen unterstützen.”
=> Studie: Klimawandel, Migration und Konflikt“
=> Quelle: greenpeace.de
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