Bonn/Den Haag – Eine neue Studie der ärztlichen Friedensorganisation IPPNW und weiterer Nichtregierungsorganisationen warnt vor den dramatischen Folgen der NATO-Aufrüstung für das Klima. Demnach verursachte das Militärbündnis im Jahr 2024 rund 40 Prozent mehr militärische Emissionen als noch 2021. Die Studie wurde anlässlich der Bonner Klimazwischenkonferenz und des bevorstehenden NATO-Gipfels in Den Haag veröffentlicht.
Im Fokus steht das geplante 3,5-Prozent-Ziel, auf das sich die NATO-Staaten beim Gipfel in Den Haag verpflichten wollen. Es sieht vor, bis 2030 durchschnittlich 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Militärausgaben bereitzustellen. Die zusätzlichen Ausgaben gegenüber dem heutigen Stand würden sich auf 2,6 Billionen US-Dollar belaufen.
Die Autor:innen der Studie stellen diesen Betrag in einen globalen Zusammenhang: „Allein von diesem Zuwachs könnten fast drei Jahre die Klimafinanzierungsbedarfe aller Entwicklungsländer bezahlt werden oder die Ausgaben getragen werden, die erforderlich sind, um das weltweite Elektrizitätsnetz bis 2030 Net-Zero-kompatibel zu machen.“
Besonders alarmierend sind die prognostizierten Emissionsfolgen des Rüstungsziels. Bis 2030 würden laut Studie die Treibhausgasemissionen der NATO-Staaten auf 2.330 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (MtCO2e) ansteigen – fast so viel wie der derzeitige jährliche Ausstoß von Brasilien und Japan zusammen. Damit würden die Emissionen um 692 MtCO2e über dem aktuellen Niveau liegen. Dies wiederum würde ausreichen, um die jährlichen Einsparungen von 134 MtCO2e zunichtezumachen, die notwendig sind, um das EU-Ziel einer 55-prozentigen Emissionsreduktion bis 2030 (im Vergleich zu 1990) zu erreichen.
Doch die Aufrüstung hat laut IPPNW nicht nur direkte klimaschädliche Effekte. Auch die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit – ein zentraler Hebel für globale Klimaschutzmaßnahmen – geraten unter Druck. Während Deutschland seine Militärausgaben von 2023 auf 2024 um 28,3 Prozent erhöht hat, wurde das Entwicklungshilfebudget im selben Zeitraum um 17,2 Prozent gekürzt.
„Die massive Aufrüstungsspirale zerstört das Klima, und damit unsere Lebensgrundlagen“, warnt IPPNW-Vorsitzende Dr. Angelika Claußen. „Sie kostet uns Unsummen. Wir können es uns nicht leisten, horrende Summen in Zerstörung zu investieren. Wir brauchen Geld, Ressourcen und Tatkraft für Klimaschutz und Klimaanpassung.“
Quelle: www.ippnw.de
Weitere Informationen:
Briefing „NATO’s 3.5% Spending Goal – Unsustainable on every count“
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse auf deutsch
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