Stuttgart (epo.de). – Der wirtschaftliche Aufstieg von China, Indien, Brasilien und Südafrika führt nicht notwendigerweise zu einer armutsorientierten Weltwirtschaftspolitik. Das ist das Ergebnis des zweiten Teils einer „Brot für die Welt“-Studie zu Anker- und Schwellenländern, die die evangelische Hilfsorganisation jetzt im Zusammenhang mit dem G8-Gipfel veröffentlicht hat.
„Zwar nimmt die Dominanz der reichen Industrieländer bei der Welthandelsorganisation (WTO) und beim Internationalen Währungsfonds ab“, erklärte Reinhard Koppe, Referent für Grundsatz- und Entwicklungspolitik bei Brot für die Welt. „Die Interessen der Armen in den vier Schwellenländern sowie die der am wenigsten entwickelten Länder fallen aber im Welthandelssystem nach wie vor unter den Tisch.“
Die Studie zeigt auf, wie sehr sich die Machtverhältnisse durch die offensive Wirtschaftspolitik der vier großen Schwellenländer verschoben haben. „Alle vier Staaten sind nicht nur in ihren Regionen, sondern in vielen Sektoren weltweit zu Großmächten aufgestiegen“, sagte Koppe. Die Entwicklungs- und Lobbyarbeit von Nichtregierungsorganisationen müsse diesen neuen Entwicklungen Rechnung tragen und die Ärmsten der Armen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen. Nur ihre Lebensverhältnisse und Entwicklungschancen könnten Maßstab für eine armutsorientierte Wirtschafts- und Handelspolitik sein, so Koppe.
Allerdings verbessert sich das Leben der Kleinbauern, der Arbeiter und landlosen Menschen in China, Brasilien, Indien und Südafrika auch bei gutem Wirtschaftswachstum meist nicht, wie die Studie aufzeigt. Trotz des Aufschwungs nehme die Armut und Ausbeutung in diesen Staaten eher zu. Deshalb gelte es, künftig noch stärker mit der Zivilgesellschaft und den Nichtregierungsorganisationen in diesen Ländern zusammen zu arbeiten, um neue Strategien für einen wirklich gerechten Welthandel zu entwickeln.
Die Studie „China, Indien, Brasilien und Südafrika: Vom Nord-Süd- zum Arm-Reich-Gegensatz in Handels- und Finanzfragen“ sowie eine Zusammenfassung stehen als Download unter www.brot-fuer-die-welt.de sowie www.suedwind-institut.de zur Verfügung. Dort findet sich auch der erste Teil der Studie: „China, Indien, Brasilien und Südafrika: Plädoyer für die Fortsetzung einer armutsorientierten Entwicklungszusammenarbeit“.