Heidelberg (epo.de). – Das Deutsche NRO-Forum Kinderarbeit hat die Bundesregierung und die EU aufgefordert, mehr zu tun, um die Ausbeutung von Kindern in der Landwirtschaft zu beenden. „In der Öffentlichkeit ist viel zu wenig bekannt, dass Kinder weltweit vor allem in der Landwirtschaft arbeiten. Diese Arbeit kann sehr gefährlich sein“, sagte Klaus Heidel von der Werkstatt Ökonomie aus Anlass des diesjährigen Welttages gegen Kinderarbeit am 12. Juni.
Die Landwirtschaft gehöre nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation mit dem Bergbau und der Bauindustrie zu den drei gefährlichsten Wirtschaftsbereichen überhaupt, sagte Heidel. „Kinder hantieren häufig ohne Schutz mit gefährlichen Maschinen und hochgiftigen Agrochemikalien. Die Arbeitszeiten sind oft und vor allem zur Zeit der Aussaat und der Ernte extrem lang. Hinzu kommen viele weiteren Gefahren. So sind die Kinder in vielen Ländern ohne Schutz extremer Sonnenbestrahlung ausgesetzt“, erklärte Heidel.
Vor diesem Hintergrund fordert das Deutsche NRO-Forum Kinderarbeit die Bundesregierung auf, ihre Bemühungen zu intensivieren, um die Situation der arbeitenden Kinder in der Landwirtschaft zu verbessern. „Die extreme Ausbeutung von Kindern in der Landwirtschaft und die verbreitete Armut auf dem Lande hängen eng zusammen. Daher müssen Länderstrategien zur Armutsbekämpfung einen deutlichen Schwerpunkt auf ländliche Armut und die Situation der Kinderarbeiterinnen und Kinderarbeiter in der Landwirtschaft legen“, betonte Barbara Dünnweller von der Kindernothilfe.
Dabei sei Realismus gefragt. „Kinderarbeit in der Landwirtschaft kann nicht einfach abgeschafft werden. Dies gilt vor allem dann, wenn die Kinder auf dem elterlichen Hof arbeiten. Außerdem arbeiten Kinder fast nur in der informellen Landwirtschaft. Aber die extreme Ausbeutung ist nicht hinnehmbar. Auch nicht, dass viele Kinder keine Chance haben, eine Schule zu besuchen. Angesichts der Komplexität der Problematik sind differenzierende Ansätze zur Armutsbekämpfung erforderlich. Sie müssen auch von der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gefördert werden“, so Dünnweller.
Weil Kinderarbeit in der Landwirtschaft häufig gefährlich sei, verletze sie in vielen Fällen grundlegende Rechte des Kindes. Deshalb müsste die Europäische Union in ihrer Kinderrechtsstrategie die Kinderarbeit in der Landwirtschaft weitaus stärker als bisher berücksichtigen, forderte Barbara Küppers von terre des hommes. „Vor allem krititisiert das Deutsche NRO-Forum Kinderarbeit, dass die Europäische Union im Entwurf eines Aktionsplanes zur weltweiten Stärkung der Kinderrechte nicht auf die Kinderarbeit in der Landwirtschaft eingeht. Nicht zuletzt fordern wir die EU auf, die Auswirkungen ihrer Handels- und sonstigen Außenwirtschaftspolitik auf Kinderarbeit in der Landwirtschaft zu untersuchen“, so Küppers.
Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation finden sich rund 70 Prozent aller arbeitenden Kinder in der Landwirtschaft. Das sind 132 Millionen Mädchen und Jungen im Alter von 5 bis 14 Jahren. Ein großer Teil von ihnen arbeitet auf dem kleinen und sehr armen Bauernhof der eigenen Familie. Aber selbst große Plantagen und die landwirtschaftliche Industrie setzen Kinder ein.
Das im Jahre 2000 gegründete Deutsche NRO-Forum Kinderarbeit wird getragen von Brot für die Welt, DGB-Bildungswerk, Kindernothilfe, ProNats, terre des hommes und Werkstatt Ökonomie.