Bonn (epo.de). – Die Deutsche Welthungerhilfe hat zur „Halbzeit“ bei den Millenniumszielen eine deutliche Verstärkung der Anstrengungen gefordert. „Es wurde schon vieles erreicht, doch die Bilanz stimmt nicht euphorisch“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Welthungerhilfe, Ingeborg Schäuble, anlässlich der Veröffentlichung des UN-Berichtes zur Umsetzung der Millenniums-Entwicklungsziele am Montag in Bonn. Nach Prognosen für das Jahr 2015 müssten dann noch immer 610 Millionen Menschen hungern. CARE Deutschland forderte eine Verdoppelung der Anstrengungen, um die Ziele noch erreichen zu können.
Ohne klare Trendwende bleibe das Ziel Nummer 1 – die Halbierung des Anteils der armen und hungernden Menschen an der Weltbevölkerung – unerreicht, so die Welthungerhilfe. Zur Jahrtausendwende hatten sich Staats- und Regierungschefs aus 189 Ländern in der UN-Millenniumserklärung auf acht Ziele verständigt, die bis 2015 umgesetzt werden sollen.
Die Zahl der Menschen in absoluter Armut werde sich voraussichtlich von 1,2 Milliarden auf 913 Millionen verringern, vor allem wegen der wirtschaftlichen Entwicklung in Indien und China, analysierte die Welthungerhilfe. Afrika bleibe jedoch Schlusslicht, die Zahl der Ärmsten (mit weniger als einem Dollar pro Tag) nehme hier nach den Berechnungen des International Food Policy Research Insitute (IFPRI) sogar noch zu. Südlich der Sahara lerne nicht einmal die Hälfte der Kinder Lesen und Schreiben. „Vor allem die ländlichen Gebiete, wo 80 Prozent der Hungernden leben, werden immer noch sträflich vernachlässigt“, so Schäuble.
Es sei positiv zu werten, so Schäuble weiter, dass die G8-Staaten Afrika auf die Agenda ihres Gipfeltreffens gesetzt und die Erhöhung der Entwicklungshilfe, darunter einer Verdoppelung der Hilfe für Afrika, bekräftigt haben. „Jetzt geht es darum, diese Versprechen im politischen Alltag zum Wohle der Hungernden und Armen umzusetzen und Kontrollverfahren dafür zu entwickeln.“
Darüber hinaus seien sowohl die Industrieländer als auch die Entwicklungsländer selbst gefordert. „Die reichen Länder müssen sich vor allem im Rahmen des WTO-Prozesses für eine faire Agrarpolitik einsetzen. Die Regierungen der Entwicklungsländer müssen Korruption bekämpfen sowie demokratische und rechtsstaatliche Spielregeln einhalten.“ Wichtig sei, so Schäuble, die Zivilgesellschaft in den armen Ländern zu stärken und in die Entwicklung von Armutsbekämpfungsstrategien einzubinden.
CARE Deutschland kritisierte, die afrikanischen Subsahara-Länder würden nach heutigem Stand nicht einmal ein einziges der Millennium-Ziele erreichen. Selbst die am besten regierten Länder haben keinen ausreichenden Fortschritt bei Reduzierung der extremen Armut erreichen können.
CARE forderte die Industriestaaten, aber auch die Entwicklungsländer, dazu auf, ihre Anstrengungen mindestens zu verdoppeln. „Nur so besteht eine Chance, die Millenniumsziele bei der Bekämpfung der Armut bis zum Jahre 2015 noch zu erreichen.“
In einem Report des Global Policy Forums (GPF) mit dem Titel „Armutszeugnis“ heißt es, dramatische Defizite gebe es in nahezu allen Ländern bei der Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit. In Folge des beschleunigten Klimawandels werde sich der Verlust an Wäldern und biologischer Vielfalt in den kommenden Jahren verschärfen, wenn die Regierungen nicht entschieden gegensteuerten.