Aachen/Bonn (epo.de). – Das Katholische Hilfswerk MISEREOR hat auf die dramatische Zunahme von Vertreibungen im Zusammenhang mit sportlichen Großveranstaltungen und ehrgeizigen Investorenprojekten hingewiesen. Rund 20 Prozent der Vertreibungen weltweit liessen sich auf sportliche Großereignisse zurückführen. Nach Expertenschätzungen hätten in den letzten zwei Jahrzehnten ca. zwei Millionen Menschen dadurch ihre Existenzgrundlage verloren.
„Niemand sollte auf Grund von Fußball-Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen vertrieben werden. Es ist durchaus möglich, sportliche und kulturelle Mega-Events zu organisieren, ohne die Menschen von ihrem Land oder aus ihren Wohnungen zu vertreiben“, sagte Jean du Plessis, Direktor des internationalen Zentrums für Wohnrechte und Vertreibung, anlässlich des Welt-Habitat-Tages am 1. Oktober.
Auch in den boomenden Großstädten führten die Interessen von privaten internationalen Großinvestoren zu einem gnadenlosen Verdrängungswettbewerb, sagte MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon in Bonn. „Für uns als Hilfswerk ist es nicht akzeptabel, dass gerade dort, wo dynamisches Wachstum in den Großstädten entsteht, die Armen zu Verlierern werden.“
Der UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf angemessenes Wohnen, Miloon Kothari, ergänzte: „Jede Vertreibung ist eine menschliche Tragödie. Im Zuge von Vertreibungen verlieren die Menschen den Zugang zu Einkommensmöglichkeiten. Besonders die Ärmsten der Armen haben oft keine Chance sich dagegen zu wehren.“ Gerade die Armen sollten und könnten Gewinner von wirtschaftlichem Wachstum und sportlichen Großereignissen sein. Dazu sei aber eine kritische Öffentlichkeit notwendig, wie z. B. im Vorfeld von Fußball-Weltmeisterschaften und Olympiaden, so Kothari.
MISEREOR unterstützt in Afrika, Asien und Lateinamerika Partnerorganisationen, die sich für die Rechte von Vertriebenen einsetzen.