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Afghanistan: Situation von Frauen nach wie vor unerträglich

mmBerlin (epo.de). – Vor der Entscheidung des Bundestages über die Mandatsverlängerungen in Afghanistan haben die Organisationen medica mondiale und TERRE DES FEMMES eine stärkere Beteiligung von Frauen am Wiederaufbau des Landes, wirksamen Schutz vor Gewalt für Frauen und Mädchen und die Strafverfolgung von Tätern gefordert. Trotz kleiner Erfolge beim Wiederaufbau des Landes sei die Situation von Frauen in Afghanistan nach wie vor unerträglich, erklärten die beiden Frauenorganisationen am Montag in Berlin.

Die Müttersterblichkeit in Afghanistan sei die zweithöchste der Welt, berichteten medica mondiale und TERRE DES FEMMES. Rund 80 Prozent der Frauen und Mädchen würden zwangsverheiratet und die Hälfte der Gefängnisinsassinnen werde aufgrund sogenannter „moralischer“ Verbrechen eingesperrt – also wegen vermeintlichen Ehebruchs oder Weglaufens von Zuhause. Ebenso gehörten Gewalt und Rechtlosigkeit in der Familie weitgehend zum Alltag in Afghanistan, Lebensumstände, die außerordentlich viele junge Frauen in die Selbsttötung treiben.

„Der Schutz vor struktureller und häuslicher Gewalt muss in Afghanistan endlich ganz oben auf der Agenda stehen. Es kann nicht sein, dass die Täter wie unter der Taliban-Herrschaft straflos ausgehen und die afghanischen Frauen und Mädchen weiterhin rechtlos leben“, sagte die Gründerin und Geschäftsführerin von medica mondiale, Monika Hauser, am Montag in Berlin. Gewalt in der Familie hindere Frauen daran, beim Aufbau demokratischer Strukturen mitzubestimmen. „Die internationale Gemeinschaft muss endlich erkennen, dass dies auch ein ernstzunehmendes Sicherheitsproblem ist, und dem entsprechend handeln“, so Hauser. Frauen müssten weit mehr mit speziellen Angeboten im Gesundheits-, Rechts- und Bildungswesen gestärkt werden und auch in Institutionen wie der Polizei vertreten sein.

„Noch immer werden in manchen Teilen Afghanistans Mädchen davon abgehalten zur Schule zu gehen. Aber Bildung ist der Schlüssel zu mehr Selbstbestimmung von Mädchen und Frauen“, betonte Christa Stolle, Geschäftsführerin von TERRE DES FEMMES. Sie hob hervor, dass sich deshalb die Bundesregierung stärker bei der Bildung und Ausbildung von afghanischen Mädchen und Frauen engagieren müsse. Stolle kritisierte mögliche Abschiebungen von Flüchtlingen nach Afghanistan: „Bei der jetztigen Situation kommt eine Abschiebung einem Todesurteil gleich“.

Beanstandet wurde auch das neue Afghanistan-Konzept der Bundesregierung vom September. Vor allem die Unausgewogenheit zwischen dem militärischen und zivilen Engagement führe dazu, dass Frauen viel zu wenig von dem internationalen Einsatz profitierten, erklärte Monika Hauser: „Weniger als ein Viertel der jährlich 530 Millionen Euro aus Deutschland fließt in den zivilen Aufbau, der große Rest geht in den Militärhaushalt – dieses Verhältnis muss sich ändern; und es muss ein viel größerer Teil für die Unterstützung von Frauen bereitstehen“. In der internationalen und deutschen Politik stünden dagegen immer stärker die Sicherheitsinteressen der Interventionsmächte im Vordergrund und immer weniger gehe es um die soziale Not der Bevölkerung in Afghanistan.

Immer dann wenn es darum gehe, eine weitere militärische Aufrüstung zu rechtfertigen, brächten Politiker aller Couleur die Frauen ins Spiel, kritisieren die beiden Frauenorganisationen. „Tornados schützen Frauenrechte, auf diesen Nenner bringen dann einige den Militäreinsatz. Doch die Wahrheit ist, dass die aggressive militärische Strategie immer nur zu einer Verschlechterung der Sicherheitslage für die Frauen geführt hat“, so Hauser. Daher müsse „Operation Enduring Freedom so schnell wie möglich raus aus Afghanistan“ und die ISAF-Truppen müssten sich auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren – die Entwaffnung von Milizen, den zivilen Aufbau und den Schutz der Bevölkerung. Beide Organisationen forderten, dass Militäreinsätze und zivile Entwicklungszusammenarbeit strikt getrennt werden müssten. Immer stärker würden sonst auch die zivilen HelferInnen bei Angriffen ins Visier geraten.

 www.medicamondiale.org                    
 www.frauenrechte.de

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