Utrecht (epo.de). – „Alle reden von Nachhaltigkeit – doch kaum einer setzt sie auch um.“ So lautet das ernüchternde Fazit einer international vergleichenden Studie, die das NRO-Netzwerk Bank Track am Mittwoch in Utrecht der Öffentlichkeit vorstellte. In dem umfangreichen Bericht „Mind the gap: Benchmarking the credit policies of major international banks“ werden die Nachhaltigkeitsbemühungen von 45 Großbanken kritisch unter die Lupe genommen, darunter auch die drei deutschen Banken Deutsche Bank, WestLB und die HypoVereinsbank.
Als Reaktion auf zunehmenden öffentlichen Druck haben zahlreiche Banken in den letzten Jahren Umwelt- und Sozialstandards entwickelt.“Jedoch garantieren diese Standards leider oftmals keine sozial und ökologisch nachhaltigen Finanzierungsentscheidungen, dazu sind sie zu vage und unverbindlich formuliert“, erklärte Barbara Happe von der deutschen BankTrack-Mitgliedsorganisation urgewald.
Nach Meinung der Autoren liegt das zentrale Manko – neben der geringen Qualität vieler Umwelt- und Sozialstandards – vor allem in ihrer lückenhaften Implementierung. Die Standards würden in der Regel nicht für alle, sondern nur für einen sehr begrenzten Teil des Kreditgeschäftes angewendet.
Anhand von 30 höchst umstrittenen Projekten und Unternehmen wird die bestehende Kluft zwischen Nachhaltigkeitsanspruch und Bankenwirklichkeit in der Studie illustriert. Obwohl in allen Fällen klare Verstöße gegen grundlegende Umwelt- und Sozialstandards vorlägen, seien die untersuchten Banken trotzdem bereit, derartige Unternehmungen zu finanzieren.
„Es gibt jedoch auch Grund zur Hoffnung“, sagte Ulrike Lohr, die Koordinatorin des Projektes, zu den Studienergebnissen. „Einige wenige Banken verfügen über sehr gute Standards, etwa für die Bereiche Wälder oder Wasser, und bemühen sich, diese in der Alltagspraxis des Kreditgeschäftes auch peu ? peu umzusetzen.“
Die untersuchten deutschen Banken zählten nicht zu diesen Nachhaltigkeits-Vorreitern. „Sowohl hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsstandards als auch beim Blick auf die Praxis gehören deutsche Banken zu den Schlusslichtern. Insbesondere die Deutsche Bank fällt hier negativ auf – zum einen weigert sie sich, konkrete Umwelt- und Sozialstandards einzuführen. Zum anderen ist sie an der Finanzierung vieler höchst umstrittener Projekte und Unternehmen weltweit beteiligt“, kommentierte Barbara Happe das schlechte Abschneiden der Deutschen Bank bei der Studie.
„Finanzhilfen der Deutschen Bank für Unternehmen wie z.B. die indische NHPC (National Hydroelectric Power Corporation), die für die gewaltsame und willkürliche Vertreibung von Hunderttausenden von Menschen verantwortlich ist, zeigen deutlich, dass es mehr als überfällig ist, dass Deutschlands größte Bank endlich eine Kehrtwende vollzieht und ihr Finanzierungsgeschäft nachhaltig aus- und umgestaltet“, forderte Heffa Schücking von urgewald.
Die BankTrack-Studie informiert in detaillierter Form über vorbildliche Sektorstandards weltweit oder benennt – wo es diese noch nicht gibt – zentrale Inhalte dafür. „Über die Geldvergabe können Banken globale Entwicklungen entscheidend beeinflussen. Mit diesem Bericht möchten wir die Banken auffordern, entschlossener und schneller in Richtung ‚best practice‘ und verbindlichen Umwelt- und Menschenrechtsschutz voranzuschreiten. Bis dahin liegt aber noch ein langer, steiniger Weg vor uns“, erklärte Johan Frijns, Koordinator des NRO-Netzwerkes Bank Track.