Stuttgart (epo.de). – Die deutsche Bundesregierung soll sich für ein Ende der Gewalt und für den Schutz der Zivilbevölkerung in Kolumbien stark machen. Dies fordern die Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen „Brot für die Welt“, Misereor, Caritas international und Kolko e.V anlässlich des Gedenktages für die Opfer politischer Gewalt in Kolumbien am 6. März. Von besonderer Dringlichkeit sei der Schutz der Menschenrechtsverteidiger, wie sie in den Leitlinien der EU vorgesehen sind, erklärten die Nichtregierungsorganisationen.
Die vier Organisationen beobachten „mit großer Sorge“ die gravierenden Verletzungen der Menschenrechte in Kolumbien und erinnern an die Opfer ihrer Partnerorganisationen. „Wir sind sehr besorgt darüber, dass der kolumbianische Regierungsberater Jos? Obulio Gaviria diesen Akt der Erinnerung diffamiert und als von der Guerilla initiiert bezeichnet hat. Derartige Verleumdungen gefährden die Sicherheit der Organisatoren, die vielfach unsere Partner sind“, sagte Michael Windfuhr, Menschenrechtsexperte bei „Brot für die Welt“.
In den vergangenen 20 Jahren wurden in Kolumbien Schätzunge zufolge rund vier Millionen Menschen gewaltsam vertrieben, in der Mehrheit durch paramilitärische Gruppen. Diese Gruppen hätten allein oder zusammen mit Mitgliedern der Streitkräfte wenigstens 15.000 Kolumbianer gewaltsam verschwinden lassen, sie hätten die Leichen in mehr als 3.000 Massengräbern verscharrt oder sie in die Flüsse geworfen, so die NRO. Mehr als 1.700 Indigene seien ermordet worden, ebenso 2.550 Gewerkschafter und etwa 5.000 Mitglieder der Union Patriotica.
In der Regel würden die Opfer gefoltert, bevor sie ermordet werden, berichtete „Brot für die Welt“. Zwischen 1982 und 2005 hätten die Paramilitärs mehr als 3.500 Massaker begangen und mehr als sechs Millionen Hektar Land geraubt. Seit 2002, nach ihrer „Demobilisierung“, hätten sie pro Jahr 600 Menschen ermordet. Es sei ihnen gelungen, 35 Prozent des Parlamentes unter ihre Kontrolle zu bringen.
Wie die NRO weiter berichten, hätten von 2002 bis heute Mitglieder der kolumbianischen Streitkräfte mehr als 950 Hinrichtungen vorgenommen, und in der Mehrheit als im Kampf gefallene Guerilleros, also als „militärische Erfolge“ präsentiert. Allein im Januar 2008 hätten die Paramilitärs zwei Massaker begangen, neun Menschen gewaltsam verschwinden lassen, acht Menschen ermordet, und das Heer habe 16 außergerichtliche Hinrichtungen verübt.
In Berlin, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Magdeburg, München, Tübingen und Ulm werden am 6. März werden Mahnwachen für die Opfer der Gewalt in Kolumbien abgehalten. Die „kolumbianische Bewegung der Opfer von Verbrechen des Staates“ erinnert an diesem Tag an die Opfer von Vertreibungen, extralegalen Hinrichtungen und Massakern. Weltweit unterstützen Menschenrechtsorganisationen diesen Gedenktag mit Mahnwachen und Solidaritätskundgebungen.
Kolumbien (Wikipedia)
www.brot-fuer-die-welt.de