Berlin/Paris (epo.de). – Die internationale Menschrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG) hat das Vorgehen der tunesischen Polizei gegen die Journalistin Sihem Besedrine und ihren Mann Omar Mestri „auf das Schärfste“ verurteilt. Die beiden wurden nach Angaben von ROG bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen in Tunis am Montag festgehalten und misshandelt. Sihem Bensedrine ist Präsidentin der „Arbeitsgruppe für Meinungsfreiheit in Nordafrika“. Zusammen mit Mestri gibt sie außerdem das Online-Magazin „Kalima“ heraus.
Zollbeamte hielten das Paar ROG zufolge für sechs Stunden auf dem Flughafen fest. Mitarbeiter des Geheimdienstes durchsuchten ihr Gepäck, beschlagnahmten und kopierten die Festplatten von ihren Laptops und führten intensive Leibesvisitationen durch. Beide seien dabei geschlagen worden und hätten Prellungen davongetragen.
„Es ist unglaublich, dass Tunesien einerseits die Vorreiterrolle für Modernität in der Region für sich beansprucht und andererseits derart mit kritischen Journalistinnen und Menschenrechtsaktivisten umgeht“, so Reporter ohne Grenzen. „Die Behörden müssen diesen Vorfall genauestens untersuchen.“ Tunesien rangiert auf Platz 145 (von 169) der jährlichen ROG-Rangliste zur Pressefreiheit weltweit.
Bensedrine kündigte gegenüber ROG an, sie werde Beschwerde gegen ihre unrechtmäßige Verhaftung sowie die Gewalt einlegen. Bensedrines „Arbeitsgruppe für Meinungsfreiheit in Nordafrika“ ist Partnerorganisation von ROG. Die deutsche ROG-Sektion arbeitet mit Bensedrine, die derzeit in Österreich lebt, zusammen und hat sie in den vergangenen Jahren mehrfach unterstützt. Am 7. Februar hatte sie den Friedens-Preis 2008 der Dänischen Friedensstiftung erhalten.