
804 Darfur-Reporte von Menschenrechts- und Hilfsorganisationen sowie den Vereinten Nationen präsentierte die GfbV. Auf den insgesamt 8.500 Seiten werden Gräueltaten dokumentiert, die seit Februar 2003 im Westen des Sudan begangen wurden. Die Politiker-Doppelgänger im Doppelbett vor dem Brandenburger Tor nehmen sie nicht zur Kenntnis.
„Es fehlt in Europa nicht am Wissen um den Völkermord in Darfur, sondern am politischen Willen, ihn wirksam einzudämmen“, erklärte der GfbV- Sudanexperte Ulrich Delius. „Zwar hat der EU-Außenministerrat 29 Darfur- Erklärungen seit Februar 2003 verabschiedet, doch der versprochene Schutz der Zivilbevölkerung vor neuen Übergriffen ist ein leeres Versprechen geblieben.“
Die EU gebärde sich als „zahnloser Tiger“ gegenüber dem Sudan und nutze weder ihren Einfluss auf die arabische Welt noch auf Nachbarländer wie den Tschad, um den „Genozid“ zu stoppen. Tatenlos schaue Europa zu, wie unzureichend ausgerüstete Friedenstruppen der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union seit anderthalb Jahren dabei versagten, die Zivilbevölkerung wirksam zu schützen, so die GfbV.
„Seit 14 Monaten bitten die Blauhelmsoldaten um Hubschrauber, doch Europa unternimmt nichts“, sagte Delius. „Wenn die EU schon keine eigenen Helikopter zur Verfügung stellen kann, so muss sie sich zumindest bei Drittländern dafür einsetzen dies zu tun, wenn der Friedenstruppen- Einsatz nicht nur als Feigenblatt dienen soll.“

Die Lage in der westsudanesischen Provinz Darfur ist der GfbV zufolge „katastrophal“. Mehr als 300.000 Menschen seien seit Januar 2008 vertrieben worden. 2,7 Millionen Menschen seien im Westen des Sudan auf der Flucht, Hunderttausende könnten nicht von Helfern versorgt werden. Auch in den Flüchtlingslagern gebe es für sie keinen wirksamen Schutz. In den letzten sechs Wochen seien die militärischen Auseinandersetzungen weiter eskaliert.
Die GfbV fordert, die EU müsse auch mehr für einen dauerhaften Frieden im Südsudan tun. „Wenn das im Januar 2005 unterzeichnete Friedensabkommen für den Südsudan scheitert, rückt ein Frieden für Darfur in unerreichbare Ferne“, erklärte Delius. „In den letzten Wochen hat die Gefahr eines neuen Krieges im Südsudan stetig zugenommen. Dringend muss die EU daher darauf drängen, dass das Friedensabkommen zwischen Süd- und Nordsudan endlich umgesetzt wird.“




