London/Berlin (epo.de). – Mindestens 2.390 Menschen sind im vergangenen Jahr in 25 Ländern hingerichtet worden. In 52 Ländern wurde wenigstens 8.864 Gefangene zum Tode verurteilt. Diese Zahlen nennt Amnesty International (ai) im jährlich erscheinenden Bericht zur Todesstrafe, den die Menschenrechtsorganisation am Dienstag veröffentlichte. Allein die Volksrepublik China sei mit 1.718 dokmentierten Fällen für mehr als 70 Prozent aller weltweiten Hinrichtungen im Jahr 2008 verantwortlich. “Die Dunkelziffer lag vermutlich um ein Vielfaches höher”, erklärte Amnesty.
In Europa wende mit Belarus (Weißrussland) nur noch ein Staat die Todesstrafe an, so ai. Dort seien seit 1991 schätzungsweise 400 Menschen hingerichtet worden. “Die Todesstrafe ist eine grausame, erniedrigende und in höchstem Maße unmenschliche Strafe. Enthaupten, Erhängen, Erschießen, Steinigen, der Elektrische Stuhl und die Giftspritze haben im 21. Jahrhundert keinen Platz”, sagte Oliver Hendrich, Experte bei Amnesty International in Deutschland.
Viele Todeskandidaten müssten unter menschenunwürdigen Bedingungen im Todesstrakt ausharren, so Hendrich. In Japan würden die Verurteilten erst am Tag ihrer Hinrichtung über die bevorstehende Vollstreckung informiert. Ihre Familien erfahren erst viel später und nachdem die Hinrichtung erfolgt ist, von der Tötung des Angehörigen. “Die Todesstrafe ist ein legalisiertes körperliches und seelisches Folterinstrumentarium, das in der staatlich organisierten Tötung endet”, sagte Hendrich. „Damit muss auch in Europa endlich Schluss sein.“

Im vergangenen Jahr haben dem Bericht zufolge mit Argentinien und Usbekistan zwei weitere Staaten die Todesstrafe aus ihren Gesetzen verbannt. Weltweit sind es 138 Staaten, die sie per Gesetz abgeschafft haben oder in der Praxis nicht mehr anwenden. “Die Welt rückt näher in Richtung weltweiter Abschaffung”, sagte Hendrich. “Doch jede Hinrichtung ist eine zuviel und noch sprechen zu viele Staaten, oft nach unfairen Strafprozessen, Todesurteile aus.“




