
„Es herrscht ein Klima der Angst, immer mehr Medienmitarbeiter/innen gehen zu Selbstzensur über“, so der Bericht. Der Mord an dem Reporter Musa Khankhel am 18. Februar 2009, der über die Einführung der Scharia berichtete hattee, schüre die Furcht.
ROG appellierte an die nationalen und lokalen Behörden und an die Führer der Taliban, Journalistinnen und Journalisten bei Ihrer Arbeit Freiheit und Sicherheit zu garantieren. „Die Einführung der Scharia dürfen die Taliban nicht dazu missbrauchen, die Meinungsfreiheit der Bevölkerung und namentlich der Journalisten weiter einzuschränken“, forderte ROG.
Wie Maulana Sufi Mohammad, der geistige Führer der Scharia-Bewegung „Tehrik-i-Nifaz-e-Shariat-e-Mohammadi“ (TNSM), gegenüber ROG sagte, glaube er an die Pressefreiheit. Gleichzeitig erklärte er, die Scharia verbiete, über vergangene Ereignisse wie die Handlungen von Taliban-Kämpfern zu berichten.
Die “Angst, die von den Taliban gesät wird”, zeigt nach Einschätzung von ROG direkte Auswirkungen auf die Pressefreiheit. So hätten die Taliban mit Hilfe von geheimen Radio-Stationen Unterstützer rekrutiert und zum Hass gegen Oppositionelle und Soldaten angestachelt. Ein Beispiel seien die illegalen Radiosendungen des religiösen Führers Maulana Qazi Fazlullah: Im Abendprogramm seie Listen von Menschen verlesen worden, die bestraft oder getötet werden sollen, weil sie die Scharia angeblich nicht respektiert hätten. Als Folge davon berichte die lokale Presse immer weniger über Themen wie Frauenrechte und Gewalt durch Maulana Qazi Fazlullahs Anhänger.
Die Übereinkunft vom 16. Februar 2009 zwischen der lokalen Regierung und der TNSM sieht die Anwendung der Scharia und die Einrichtung von Scharia-Gerichten im Swat-Tal vor. Die negativen Auswirkungen auf die Pressefreiheit sind nach Ansicht von ROG bereits jetzt spürbar.
„Wir werden uns selbst zensieren müssen, damit wir überleben können“, erklärt etwa der Herausgeber der Lokalzeitung „Chand“. „Unabhängiger Journalismus wird nur schwer unter islamischen Gesetzen überleben können“, sagte der Präsident eines lokalen Presseclubs.
Während der Kämpfe in den vergangenen zwei Jahren waren Journalisten wiederholt zwischen die Fronten von Armee und Taliban geraten. Beide Seiten hinderten Medien daran, über Ausschreitungen und Kriegsgräuel, die im Namen der Durchsetzung der Scharia oder des Kampfes gegen den Terrorismus begangen wurden, zu berichten. “Auch heute trauen sich nur wenige Journalisten, über die Auswirkungen des Abkommens und über Verstöße dagegen zu berichten – aus Angst als Saboteure des Friedensprozesses beschuldigt zu werden”, so ROG.
Untersuchungsmission im Swat-Tal“ (engl., PDF)




