Berlin (epo.de). – Mit der immer größeren Popularität von sozialen Netzwerken wie Facebook oder MySpace wächst auch die Bedeutung des Internet als Ort, an dem sich Gleichgesinnte für „gute Zwecke“ organisieren. Der amerikanische Journalist Tom Watson hat für diesen Trend den Begriff „Causewired“ kreiert. In seinem jüngst erschienen Buch mit dem gleichnamigen Titel (derzeit nur in der englischen Originalausgabe erhältlich) untersucht Watson, wie es zu der erfolgreichen Verbindung von sozialen und politischen Anliegen mit dem Internet kam. Er nennt zahlreiche Fallspiele und zeigt auf, wie Online-Aktivismus unsere Welt künftig beeinflussen könnte. Martin Vogelsang hat das Buch für epo.de gelesen.
Laut Watson stehen „causes“ (Anlässe, Gründe) für Situationen, die Menschen dazu motivieren, einen status quo zu verändern und sich zu einem „Netzwerk von Netzwerken“ zu verbinden. „Causewired“ bedeutet demnach, dass webbasierte soziale Verbindungen für politischen, sozialen, bzw. ökologischen Aktivismus genutzt werden. Teil eines sozialen Netzwerkes zu sein vermittelt Online-Aktivisten das befriedigende Gefühl von Mit-Eigentümerschaft an einem guten Zweck. Nach außen sichtbar machen kann man das zum Beispiel, indem man das Logo der Non-Profit-Organisation, die man unterstützt, an sein Facebook-Profil „heftet“.
Anhand von Organisationen wie Kiva oder LinkedIn zeigt Watson, wie von Nutzern kreierte Online-Plattformen und -Tools die Durchschlagskraft moderner sozialer Bewegungen erhöhen. Ein entscheidender Wendepunkt, schreibt er, sei in der Folge des Hurrikans Katrina im August 2005 die Reaktion diverser Blogger auf das späte und mangelhafte Eingreifen der US-Regierung gewesen. Die enorme Wut, die sich daraufhin in Foren und Boards Luft machte, mobilisierte – als Bewegung von unten – eine breite Basis von Helfern.
Mit „Katrina“, glaubt der Autor, wurde „Weltverbesserung vom heimischen Computer aus“ en vogue. Angetrieben wird diese Entwicklung von der Generation der „Millennials“ (die nach 1980 geborenen), die mit Blogs, Livejournals und sozialen Netzwerken aufwächst, und mit ihrem ausgeprägten Bedürfnis nach schnellem, pragmatischem Handeln die gängigen Traditionen und Handlungsmuster sozialer Bewegungen radikal verändert.
Tom Watsons’ Buch gibt einen hochinteressanten und spannenden Überblick über die vielfältigen Möglichkeiten, das Internet für lokale, nationale und globale Aktivitäten zu nutzen. Noch vor ein paar Jahren hätte sich wohl kaum jemand vorstellen können, welchen Einfluss jeder von uns allein schon durch sein persönliches Profil als Mitglied eines sozialen Netzwerkes haben würde. Und nicht zuletzt ist „Causewired“ auch ein Praxisratgeber dafür, wie man mit relativ wenig Aufwand eine schnell wachsende Online-Graswurzelbewegung aufbaut.
Tom Watson:
„Causewired: Plugging In, Getting Involved, Changing the World“
Verlag John Wiley & Sons Inc. 2008, 237 Seiten, Preis: € 23,99
Martin Vogelsang
