Göttingen. – Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den ägyptischen Staatspräsidenten Hosni Mubarak aufgefordert, sich für ein Ende der Diskriminierung der Kopten im öffentlichen Leben einzusetzen. Mubarak könne so ein deutliches Zeichen gegen die zunehmende Gewalt setzen, unter der die religiöse Minderheit leidet. „Mit leeren Worten der Anteilnahme werden die Kopten sich nicht beruhigen lassen“, erklärte GfbV- Afrikareferent Ulrich Delius in Göttingen.
„Nach Jahren staatlicher Schikanierung und stillschweigender Duldung von Übergriffen wollen die Christen nun endlich konkrete Taten zur Verbesserung ihrer schwierigen Lage in Ägypten sehen“, forderte Delius. So sollten nicht nur der Bau und die Modernisierung von Kirchen erleichtert werden, auch die Religionszugehörigkeit sollte nicht länger in amtlichen Papieren ausgewiesen werden. Außerdem sollten anti-christliche Kampagnen in Schulen sowie Medien unterbunden werden und die Kopten müssten angemessen im Parlament vertreten sein.
Bislang ist die christliche Minderheit der GfbV zufolge im Abgeordnetenhaus durch Vertreter repräsentiert, die von der Regierung handverlesen sind. Präsident Mubarak hatte nach den Wahlen vom Herbst 2010 sieben Kopten als Parlamentarier ausgewählt. Ihre Ernennung sei jedoch von führenden Vertretern der Kopten kritisiert worden, so die GfbV, da sie sich nicht engagiert für die Rechte der Minderheit einsetzten.
In Medien und Schulen Ägyptens seien Kopten ständigen Anfeindungen ausgesetzt, berichtete die GfbV. Diffamierungen würden dabei nicht nur über Zeitungen und Internetportale radikaler islamischer Kreise verbreitet, sondern auch in den staatlichen Medien. So habe die halbamtliche Tageszeitung Al Ahram in einem am 8. Dezember 2010 veröffentlichten Leitartikel dem koptischen Papst Shenouda III. vorgeworfen, seit 40 Jahren Spannungen zwischen Christen und Muslimen zu schüren. Der Verband der Ägyptischen Menschenrechtsorganisationen (EUHRO) habe daraufhin Beschwerde gegen den Artikel eingereicht, so dass sich die Zeitung schließlich entschuldigte.
Auch die Diskriminierung von Kopten im Öffentlichen Dienst sollte beendet werden, fordert die GfbV. So sollten Einstellungen nur aufgrund fachlicher Qualifikation der Bewerber und nicht gemäß ihrer Religionszugehörigkeit entschieden werden. Kopten würden bei der Jobvergabe oft benachteiligt, da ihre Religionszugehörigkeit in ihren Ausweispapieren registriert ist.