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Libyen: Berber werden eingeschüchtert und verhaftet

gfbvGöttingen. – In Libyen sind seit Mitte Dezember 2010 mehr als ein Dutzend Aktivisten der Berber-Ureinwohner von Geheimpolizisten aufgesucht, verhört und bedroht worden. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen erklärte am Donnerstag, Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi befürchte offenbar ein Aufbegehren der Berber. Mit Umbesetzungen in der Armee wolle er zudem Unruhen wie in anderen nordafrikanischen Ländern begegnen.

Zwei junge Menschenrechtler, die für das marokkanische „Königliche Institut für masirische Kultur“ (IRCAM) einen Report über die Lage der Masiren (Berber) in Libyen schreiben sollten, seien am 16. Dezember in ihrer Wohnung in Tripolis von Geheimpolizisten festgenommen worden, berichtete die GfbV. Die Brüder seien seither in Haft. Sie befänden sich zurzeit im Gefängnis von Jdaida. Ihnen werde „Spionage“ und „Zusammenarbeit mit Israel“ vorgeworfen.

„Die Vorwürfe gegen Mazigh Fathi und Madghis Bouzekhar sind absurd“, erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. „Die Zwillinge, die Mitglieder der masirischen Jugendorganisation „Congrès de la Jeunesse Amazighe“ sind, wollten nur die im Ausland wenig bekannte schwierige Lage der Ureinwohner Libyens dokumentieren.“ In der arabischen Welt hätten solche Beschuldigungen jedoch eine große Tragweite, da die Betroffenen so nachhaltig diffamiert und isoliert würden. Madghis sei einen Monat lang in Isolationshaft gehalten und dabei immer wieder gefoltert worden.

„Offensichtlich fürchtet Staatschef Muammar al-Gaddafi ein Aufbegehren der Masiren, wenn er jetzt so massiv gegen engagierte Aktivisten vorgeht, sagte GfbV-Afrikareferent Delius. Seit Anfang Januar verfolge Gaddafi mit wachsender Nervosität die öffentlichen Proteste in den Nachbarstaaten und treffe mit Umbesetzungen innerhalb seiner Armee Vorkehrungen gegen mögliche Umsturzversuche im eigenen Land. Berichten von Nichtregierungsorganisationen zufolge ist es am Mittwoch zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten in der Stadt El Badia gekommen, bei denen vier Menschen starben.

Mit der Anerkennung des kulturellen und historischen Erbes der Masiren tue sich Gaddafi schwer, so die GfbV. Mehrfach habe er gedroht, alle Personen, die sich als Nicht-Araber bezeichnen, auszuweisen. „Der exzentrische Staatschef reagiert äußerst empfindlich auf jedes öffentliche Interesse am Schicksal dieser Minderheit“, berichtete Delius. So sei der Politische Sekretär der US-Botschaft in Tripolis, Kuck Reynolds, am 8. November 2010 zur Ausreise aus Libyen aufgefordert worden, nachdem er sich in der Stadt Yafren im Südwesten des Landes über die Lage der Masiren informiert hatte.

Die Masiren, die rund zehn Prozent der Bevölkerung Libyens stellen und zu denen auch weit mehr als zehntausend Tuareg im Südwesten des Landes zählen, sehen sich nicht als Araber an. Sie pflegen eine andere Kultur, sprechen eine andere Sprache und haben andere Wertvorstellungen als die arabische Mehrheitsgesellschaft.

www.gfbv.de

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