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NGOs begrüßen Stopp von E10-Biosprit

zuckerrohr_bras_mette_nielsen_wmc_150Berlin. – Das INKOTA-Netzwerk hat den Boykott des E10-Biosprits durch die deutschen Autofahrer begrüßt. Der Kraftstoff mit einem Anteil von zehn Prozent Bioethanol werde zurecht abgelehnt, erklärte INKOTA. Er werde aus Nahrungsmitteln wie Zuckerrohr und Mais produziert. Dadurch seien  Nahrungsmittel für viele Menschen in Entwicklungsländern schier unerschwinglich geworden. Das katholische Hilfswerk Misereor forderte die Bundesregierung auf, die Biokraftstoff-Quote zurückzunehmen.

Seit die EU die Beimischung von Bioethanol zu herkömmlichen Kraftstoffen beschlossen habe, orientiere sich der Preis für Zucker und Mais am Ölpreis. Dadurch seien die Nahrungsmittelpreise insbesondere für Menschen in vielen Entwicklungsländern explodiert. Seit Juli 2010 habe sich der Weltmarktpreis für Mais mehr als verdoppelt. „Jeder Autofahrer, der den E10-Kraftstoff tankt, trägt zu einer Verschärfung des weltweiten Hungers bei“, erklärte Evelyn Bahn, Referentin beim entwicklungspolitischen Netzwerk INKOTA. „Es ist absolut richtig, mit einem Boykott des E10-Kraftstoffs ein Zeichen gegen die Biokraftstoff-Politik der Bundesregierung zu setzen.“

In den vergangen Jahren seien die negativen Auswirkungen der Förderung von Biokraftstoffen rund um den Globus sichtbar geworden, so INKOTA. Weltweit sei ein Wettlauf um Ackerland entbrannt: In Indonesien seien tausende Hektar Regenwald abgeholzt worden, in Brasilien müssten Zuckerrohrarbeiter unter sklavenähnlichen Bedingungen arbeiten und in vielen Ländern Afrikas würden immer häufiger Kleinbauern von ihrem Land vertrieben, um den Plantagen für den Anbau von Energiepflanzen Platz zu machen. Laut Weltbank wurden allein im Zeitraum 2008 bis August 2009 Landverträge über 46,6 Millionen Hektar Land abgeschlossen oder angekündigt. Auf 35,2 Prozent des Landes sollen Pflanzen für die Biokraftstoffproduktion angebaut werden. Immer häufiger werden Kleinbauern von ihrem Land vertrieben und verlieren damit ihre Existenzgrundlage.

„Mit ihrer Biospritpolitik fördert die Bundesregierung die großflächigen Landnahmen in den Entwicklungsländern. Dieses Land Grabbing muss dringend gestoppt werden. Solange nicht sichergestellt werden kann, dass bei der Produktion von Biokraftstoffen soziale und ökologische Standards eingehalten werden, muss es einen Import-Stopp von Bioethanol geben“, forderte Evelyn Bahn.

Das INKOTA-Netzwerk forderte Umweltminister Norbert Röttgen dazu auf, sich für eine Rücknahme der Beimischungsquoten von Biokraftstoffen einzusetzen. Bereits 2009 sprach sich der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung gegen die Beimischung von Biokraftstoffen aus, da sie keinen Beitrag zum Klimaschutz leiste und die Produktion nicht nachhaltig sei. Die Bundesregierung ignoriere den Bericht des Beirats weiterhin, kritisierte INKOTA.

„Gerade in den Ländern des Südens trägt die rapide anwachsende Nachfrage nach Agrosprit zur Verknappung der Flächen für Grundnahrungsmittel bei“, sagte Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon. Der Anbau von Nahrungsmitteln stehe eindeutig in Konkurrenz zum Anbau von Energiepflanzen, wie Soja, Mais und Zuckerrohr, und führe daher zu einer Verstärkung der Landnahme („land grabbing“) in Afrika, Asien und Lateinamerika. Dies treibe die Bodenpreise in die Höhe und verteuere Lebensmittel.“Kleinbauern werden von ihrem Land vertrieben, damit Großinvestoren im Agrotreibstoffgeschäft hohe Renditen erzielen können. Eine erhöhte Nachfrage durch die  europäische Beimischungsquote führt zu einem Kampf um Land und Lebensraum in Entwicklungsländern“, so Bröckelmann-Simon.

Der Anteil von 10 Prozent in Agrotreibstoffen könne nicht in Deutschland produziert, sondern nur mit erheblichen Importen erreicht werden, warnte Misereor. Die Einfuhren kämen im Wesentlichen aus Ländern des Südens wie Brasilien, Argentinien,  Indonesien oder Malaysia, ohne dass die nötigen sozialen und ökologischen Nachhaltigkeitsstandards überprüfbar garantiert seien.  

„Wir fordern die Bundesregierung daher auf, die aktuelle Debatte um die misslungene Einführung des Agrosprits E10 zum Anlass zu nehmen, ihre Entscheidung auch aufgrund der sozialen und menschenrechtlichen Situation in den Entwicklungsländern zu revidieren“, sagte Bröckelmann-Simon. Eine Möglichkeit dazu böte sich beim geplanten „Benzingipfel“, bei dem die Folgen für die Menschen in den Entwicklungsländern ebenso im Mittelpunkt stehen müssten wie die Belange deutscher Verbraucher.

Foto: Zuckerrohr-Ernte in Brasilien © Mette Nielsen, Wikimedia Commons

www.misereor.de
www.inkota.de

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