Köln. – Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF ist sehr besorgt über die Auswirkungen der Gewalt auf Kinder in den Konflikten in Nordafrika und im Nahen Osten. In einer Stellungnahme verurteilte UNICEF-Direktor Anthony Lake insbesondere, dass Militärs gezielt auf Zivilisten schießen. Er fordert unverzüglich Zugang für Hilfsorganisationen zu allen betroffenen Gebieten, damit alle Kinder in Not Hilfe erhalten.
„UNICEF fordert alle Konfliktparteien auf, sich an die internationale Kinderrechtskonvention zu halten und alles zu tun, um Kinder vor direkter und indirekter Gewalt zu schützen“, sagte Anthony Lake in New York.
„In Nordafrika und dem Nahen Osten sterben Mädchen und Jungen durch Kugeln und Granaten. Kein Konflikt rechtfertigt, dass Kinder zur Zielscheibe werden“, sagte der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider. Er unterstrich die Forderung nach einem Ende der Belagerung von Misrata. „Allein in Libyen sind zehntausende Kinder in Gefahr. Sie brauchen unsere Unterstützung und Solidarität.“
UNICEF konnte in Zusammenarbeit mit anderen UN-Organisationen vergangene Woche Medikamente und technisches Gerät zur Versorgung von 50.000 Menschen nach Misrata bringen. Dort spitzt sich die Lage immer weiter zu. Bislang seien allein in der seit 50 Tagen von Regierungstruppen belagerten Stadt mindestens 20 Kinder getötet und ungezählte weitere verletzt worden, berichtete UNICEF. Das jüngste Todesopfer war ein neun Monate altes Baby.
Als alarmierend bewertete UNICEF insbesondere Berichte, dass Gaddafis Truppen Streubomben und Heckenschützen einsetzen. Streubomben gefährden besonders Kinder, weil sie die explosiven Überreste wegen der leuchtenden Farbe für Spielzeug halten. UNICEF-Mitarbeiter in Bengasi erhielten Berichte, dass in Libyen fünfjährige Kinder auf dem Weg zum Spielplatz von Heckenschützen getötet wurden.
Im Jemen wurden nach Angaben von UNICEF mindestens 26 Kinder seit Beginn der Unruhen im Februar getötet. Mehr als 800 wurden verletzt. In Syrien wurden in den vergangenen Wochen mindestens neun Kinder getötet und viele weitere verletzt. Unter den Opfern bei Demonstrationen in Bahrain waren auch junge Schüler und Studenten.




