Fürth. – Die internationale Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign, CCC) hat „gravierende Verletzungen von Arbeits- und Menschenrechten“ in der Lieferkette des Sportkonzerns adidas kritisiert. Missstände wie miserable Arbeitsbedingungen, willkürliche Entlassungen oder Hungerlöhne würden, falls überhaupt, nur vorübergehend abgestellt, lauten die Vorwürfe anlässlich der am Donnerstag (12. Mai) in Fürth stattfindenden Hauptversammlung des Sportartikel-Herstellers.
Seit Jahren habe sich an der Situation der Näherinnen und Näher, die für adidas-Reebok fertigen, nichts verbessert, lauten die Vorwürfe der adidas-Kritiker. Jüngstes Beispiel sei der Fall Ocean Sky in El Salvador. Die Fabrik habe auch für adidas-Reebok gefertigt. Die ArbeiterInnen – hauptsächlich Frauen – arbeiteten in einer Freihandelszone, die von Stacheldraht umzäunt sei und die von mit Gewehren bewaffneten Wachen patrouilliert werde. Die Temperaturen in der Fabrik erreichten bis zu 37 Grad. Die ArbeiterInnen seien beschimpft und gedemütigt worden. Das Trinkwasser der Fabrik sei mit Fäkalbakterien kontaminiert gewesen, die Durchfall, Darmkrankheiten und Infektionen auslösen könnten. Sechs ArbeiterInnen seien entlassen worden, weil sie gewagt hätten, ihre KollegInnen davor zu warnen, dass das Fabrikwasser kontaminiert war. Sicherheitskameras überwachten jede Bewegung der ArbeiterInnen innerhalb der Fabrik. Überstunden seien obligatorisch gewesen, obwohl dies illegal sei. Das Gehalt – 72 bzw. 92 Dollar-Cents pro Stunde – decke nur ein Viertel der Grundbedürfnisse einer Familie ab. Jedem, der es gewagt habe, das Wort „Gewerkschaft“ zu erwähnen, habe die Entlassung gedroht.
„Seit Jahren konfrontieren wir adidas mit derlei Missständen. Im besten Falle werden die Missstände in der betreffenden Fabrik dann abgestellt. Oftmals leider nur vorübergehend“, erklärte Maik Pflaum, Referent der Christlichen Initiative Romero, einer der deutschen Trägerorganisationen der Kampagne für Saubere Kleidung. „Arbeitsrechtsverletzungen scheinen in den Produktionsstätten, die adidas- oder Reebok-Kleidung herstellen, an der Tagesordnung zu sein. Ein Kontrollsystem und ein Verhaltenskodex können nichts bewirken, wenn die Einkaufspraxis von adidas-Reebok dies nicht zulässt. Sie verkommen zu Alibi-Maßnahmen.“
Thematisieren wollen die adidas-Kritiker auf der Hauptversammlung auch das Problem der Hungerlöhne in der adidas-Lieferkette: „Es kommt darauf an, dass adidas sich endlich dazu verpflichtet, in der gesamten Lieferkette existenzsichernde Löhne zu zahlen“, sagte Maik Pflaum.