Aachen. – Zum Internationalen Tag gegen Kinderarbeit am 12. Juni fordern das katholische Entwicklungshilfswerk MISEREOR und Xertifix e.V. die Bundesregierung auf, sich für international rechtsverbindliche Mechanismen gegen Kinderarbeit einzusetzen. „Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit können bei uns ungehemmt konsumiert werden. Das muss sich ändern!“, fordert MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer. „Es muss international verbindliche Maßnahmen geben! Ein bundesgesetzlich untermauertes Importverbot für Waren aus ausbeuterischer Kinderarbeit würde hierbei ein wichtiges Signal setzen!“
Rund um den Globus fliest Marmor aus Indien Badezimmer und Küchen, ziert indischer Sandstein westliche Friedhöfe. Im indischen Bundesstaat Rajasthan arbeiten rund zwei Millionen Menschen in Steinbrüchen, schätzungsweise 15 Prozent von ihnen sind Kinder unter 14 Jahren. Weltweit müssen laut der internationalen Arbeitsorganisation (ILO) 220 Millionen Jungen und Mädchen zwischen fünf und 14 Jahren arbeiten.
MISEREOR unterstützt in vielen Ländern Projekte, die Kinderarbeitern eine Perspektive geben. So zum Beispiel die Organisation Gravis in Rajasthan/Indien. „Die Kinder arbeiten täglich zehn Stunden und mehr in den Steinbrüchen. Sie schuften in der sengenden Sonne für einen Hungerlohn von gerade mal 40 Rupien“, berichtet Gravis-Leiter Prakash Tyagi.“Die Betreiber der Steinbrüche stellen ihren Profit vor die Gesundheit ihrer Arbeiter. Es gibt keine Toiletten, keine Schattenplätze zum Ausruhen, kein sauberes Trinkwasser. Wir setzen uns dafür ein, dass sich die Situation in den Steinbrüchen verbessert und die Kinder in die Schule gehen können.“
Im Westen Rajasthans baut Gravis mit Hilfe von MISEREOR Schulen und klärt die Minenarbeiter über ihre Rechte sowie die gesundheitlichen Risiken ihrer Arbeit auf. „Wir möchten die Familien dafür zu sensibilisieren, dass Bildung der einzige Ausweg aus dem Teufelskreis der Kinderarbeit ist.“
Seit April 2011 hat MISEREOR im Kampf gegen Kinderarbeit einen starken Partner an seiner Seite. „Bildung statt Kinderarbeit“ heißt die Kampagne, mit der die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) deutsche Verbraucher über Kinderarbeit aufklären will, aber auch Projekte in Entwicklungsländern unterstützen möchte. Um sich persönlich über die Situation vor Ort zu informieren, reiste der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne Anfang des Jahres mit MISEREOR nach Indien. „Die Bedingungen, unter denen die Kinder in den Steinbrüchen arbeiten, sind erschütternd!“, berichtet Thöne, nachdem er den MISEREOR-Partner Gravis in Rajasthan besuchte. „Die GEW möchte Projekte wie diese unterstützen, die dabei helfen, Kinderarbeit zu beseitigen und Bildungsprojekte aufbauen“, so Thöne.