Home / Entwicklung / Menschenrechte / Ägypten: Kopten leiden unter Rechtlosigkeit

Ägypten: Kopten leiden unter Rechtlosigkeit

gfbvGöttingen. – Ägyptens Kopten sind zunehmender Rechtlosigkeit und staatlicher Willkür ausgesetzt, seit Diktator Hosni Mubarak vor neun Monaten gestürzt wurde. Christen würden zudem in Ägypten immer häufiger Opfer von Entführungen, um Lösegeld zu erpressen, berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Mittwoch in Göttingen. Seit Anfang Oktober seien allein in der südlich von Kairo gelegenen Provinz El Minya mindestens zwölf Kopten entführt worden. Bis zu 25.000 Euro Lösegeld mussten die koptischen Familien zahlen, um die Freilassung ihrer Angehörigen zu erreichen.

„Waren es anfangs Plünderer, die vom Chaos unter den Sicherheitskräften profitierten und ungestraft Geschäfte von Kopten überfielen, so steigt jetzt die Gefahr, dass Christen verschleppt werden“, sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. „Wieder einmal werden die Kopten als Minderheit nicht nur besonders häufig Opfer Krimineller, sie sind auch staatlicher Willkür in bedrohlichem Ausmaß ausgesetzt.“

Die Militärs schienen ungeachtet zahlreicher Proteste im In-und Ausland entschlossen zu sein, die Verantwortung für Proteste tausender Christen am 9. Oktober 2011 in Kairo, die in einem Blutbad endeten, Kopten in die Schuhe zu schieben, erklärte die GfbV. 34 koptische Christen sollten deshalb vor Gericht gestellt werden. Unter ihnen befänden sich auch drei Minderjährige sowie mehrere Personen, die an den Protesten nicht teilgenommen hätten und nur aufgrund ihres Glaubens verhaftet worden seien. Der Militär-Staatsanwalt habe am 3. November entschieden, dass alle Beschuldigten noch zwei Wochen in Gewahrsam gehalten werden dürfen. Mehrere Betroffene berichteten, dass sie nach ihrer Festnahme von Soldaten geschlagen worden seien.

Für das Maspero-Massaker, bei dem am 9. Oktober 27 Christen starben und 329 Menschen verletzt wurden, machen Kopten und viele andere Augenzeugen die Armee verantwortlich. Sie berichten der GfbV zufolge, dass es Soldaten waren, die das Feuer auf Demonstranten eröffneten. „Doch um sich von jeder Schuld reinzuwaschen, macht Ägyptens Militär die Opfer zu Tätern“, kritisierte Delius. „Das offensichtliche Versagen des ägyptischen Militärs und der Militärgerichtsbarkeit hat katastrophale Folgen für die Kopten. Sie fühlen sich noch unsicherer in Ägypten, da staatliche Sicherheitskräfte sie nicht schützen, sondern kriminalisieren und Vorurteile gegen Kopten bewusst schüren.“

Verbittert seien die Christen auch, weil der Terroranschlag auf die Kathedrale Alexandrias in der Neujahrsnacht noch immer nicht aufgeklärt ist. Bei dem Anschlag wurden 24 Gläubige getötet und 97 verletzt. Die Koptische Kirche wirft dem Ministerpräsidenten, dem Justizminister und dem obersten Bundesanwalt Ägyptens vor, die Ermittlungen gegen die Täter gezielt zu verschleppen. „So wird ein Klima der Straflosigkeit geschürt, in dem Kopten keine Zukunft mehr für sich in Ägypten sehen und massenhaft auswandern“, warnte Delius.

www.gfbv.de

Login

Neue Jobs bei epojobs.eu

Events

Anstehende Events

Tags

Afrika Armut Bildung BMZ Brasilien CO2 Coronavirus Deutschland Entwicklungsfinanzierung Entwicklungshilfe Entwicklungspolitik Entwicklungszusammenarbeit Ernährung Europäische Union EZ Fairer Handel Flüchtlinge Gesundheit Humanitäre Hilfe Hunger Jemen Katastrophen Kinder Klimagipfel Klimakrise Klimaschutz Kolumbien Konflikte Kriege und Konflikte Landwirtschaft Medien Menschenrechte Migration Nachhaltigkeit News Nothilfe Oxfam Pressefreiheit Sudan Syrien Umwelt UNO USA Wahlen Weltwirtschaft

Newsletter abonnieren!

Subscription Form