Berlin. – Reporter ohne Grenzen (ROG) ist besorgt über die zunehmende Verschlechterung der Lage der Internetfreiheit im Ägypten nach der Ära Mubarak. Die Organisation startete deshalb am Freitag eine Petition gegen die Verfolgung von ägyptischen Internet-Dissidenten. In dem Appell fordert die Organisation ein Ende der Repressionen gegen Cyber-Aktivisten und die umgehende Freilassung der Blogger Maikel Nabil Sanad und Alaa Abdel Fattah.
Das Petitionsschreiben ist ROG zufolge direkt an den von der ägyptischen Militärregierung eingesetzten Ministerpräsidenten Essam Scharaf adressiert. Es soll Ende des Jahres an die ägyptische Botschaft in Berlin übergeben werden.
Ein Militärgericht hatte den 25-jährigen Maikel Nabil Sanad am 10. April zu drei Jahren Haft verurteilt, so ROG. Sanad, ein Kriegsdienstverweigerer, hatte in seinem Blog einen kritischen Bericht zur Rolle des Militärs während der Revolution im Januar veröffentlicht. Aus Protest gegen die unrechtmäßige Gefängnisstrafe war der inhaftierte Blogger im August in den Hungerstreik getreten. Am 18. Oktober entschied ein Gericht, ihn in eine psychiatrische Klinik einzuweisen.
Zuletzt sei am 30. Oktober dieses Jahres der prominente ägyptische Blogger Alaa Abdel Fattah festgenommen worden, berichtete ROG. Ihm werde vorgeworfen, bei der Demonstration von koptischen Christen am 9. Oktober in der ägyptischen Hauptstadt zur Gewalt aufgerufen zu haben. Er habe aber lediglich über die Ereignisse berichten wollen und geholfen, während des Protestes Verletzte ins Krankenhaus zu schaffen.
„Diese unrechtmäßigen Repressionen, Anschuldigungen und Inhaftierungen müssen gestoppt werden“, fordert ROG. Ansonsten drohe eine Rückkehr in die Ära Mubarak. „Der Übergang zu Demokratie und Menschenrechten ist gefährdet“, warnte die Organisation. ROG appelliert an die Öffentlichkeit, sich mit den inhaftierten Bloggern solidarisch zu zeigen und die Petition zu unterzeichnen.