Göttingen. – Der Preisträger des Weimarer Menschenrechts-Preises 2011, der Sklaverei-Kritiker Biram Dah Abeid aus Mauretanien, ist in seiner Heimat akut gefährdet. „Kurz vor seiner Abreise nach Weimar erhielt der Menschenrechtler Todesdrohungen“, berichtete Ulrich Delius, Afrikareferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen.
Schon wenige Tage zuvor sei der Menschenrechtler vor einem möglichen Mordanschlag führender Armee-Offiziere gewarnt worden, die ihm wegen seiner Kritik an der Sklaverei nach dem Leben trachteten, erklärte Delius. Das Attentat hätte am 30. November auf Geheiß des Armeechefs und des Chefs des Geheimdienstes verübt werden. Es sei jedoch vereitelt worden, nachdem die Pläne bekannt waren.
Die Auszeichnung in Weimar am Internationalen Tag der Menschenrechte (10. Dezember) kann nach Auffassung der GfbV einen bedeutenden Beitrag dazu leisten, dass Biram Dah Abeid in Mauretanien nicht länger eingeschüchtert und bedroht wird. Der Vorsitzende der mauretanischen Menschenrechtsorganisation IRA (Initiative zur Wiederbelebung der Abschaffungsbewegung) wird auf Anregung der GfbV mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Weimar ausgezeichnet.
Mauretaniens Regierung habe in den vergangenen zwölf Monaten nichts unversucht gelassen, um Biram Dah Abeid mundtot zu machen, berichtete die GfbV. So sei ein falsches psychologisches Gutachten gestreut worden, in dem er für vermeintlich geisteskrank erklärt worden sei. Führende muslimische Imame hätten ihn zum Feind des Islam abgestempelt, weil er mit seiner Kritik an der anhaltenden Versklavung von 500.000 Mauretaniern die „Gott gegebene Ordnung“ in dem Land gefährde. Mehrere Monate lang sei ihm der Reisepass entzogen worden, um ihn an der Informationsarbeit im Ausland zu hindern. Immer wieder habe er Vorladungen von Polizei oder Staatssicherheit erhalten. Im Dezember 2010 sei er bei einer friedlichen Demonstration gegen Sklaverei verletzt und verhaftet worden. Tagelang sei ihm jede medizinische Betreuung verweigert worden. Schließlich sei er zu einer Haftstrafe verurteilt worden und erst nach massiven Protesten im In- und Ausland freigekommen.
Inzwischen gehe der Staat mit subtileren Methoden gegen den unbequemen Regimekritiker vor, so die GfbV. So habe man ihm mehrfach lukrative Posten in Verwaltung und Regierung angeboten, um ihn zur Aufgabe seines Menschenrechts-Engagements zu bewegen. Als er darauf nicht einging, habe die mauretanische Staatssicherheit Mitgliedern der IRA Geld angeboten, um die Menschenrechtsorganisation zu spalten.
Biram Dah Abeid hatte mit seinem Engagement dazu beigetragen, dass 2011 mehrere tausend mauretanische Sklaven frei kamen. Nach den öffentlichkeitswirksamen Protesten des Menschenrechtlers hätten viele Sklavenhalter aus Angst vor Strafverfolgung ihre Sklaven freigelassen, berichtete die GfbV.