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Ärzte ohne Grenzen: Häftlinge in Libyen werden gefoltert

aerzte_ohne_grenzenBerlin. – Ärzte ohne Grenzen beendet die Arbeit in den Internierungszentren der libyschen Stadt Misrata, wo kriegsverletzte Gefangene behandelt wurden. Das teilte die Hilfsorganisation am Donnerstag in Berlin mit. „Mitarbeiter haben festgestellt, dass Gefangene gefoltert werden und ihnen medizinische Hilfe vorenthalten wird“, begründete die Organisation ihre Entscheidung.

Teams von Ärzte ohne Grenzen arbeiten nach Angaben der Organisation seit August 2011 in den Internierungszentren in Misrata, um kriegsverletzte Gefangene zu behandeln. Die Mitarbeiter seien immer öfter mit Patienten konfrontiert worden, die Verletzungen als Folge von Folter während Verhören aufwiesen. Diese Befragungen seien außerhalb der Internierungszentren durchgeführt worden.

Ärzte ohne Grenzen hat eigenen Angaben zufolge insgesamt 115 Patienten behandelt, die Verletzungen durch Folter aufwiesen, und hat alle Fälle an die zuständigen Behörden in Misrata gemeldet. Seit Januar seien Patienten, die in die Verhörzentren zurückgebracht wurden, sogar erneut gefoltert worden. Die medizinischen Teams von Ärzte ohne Grenzen seien außerdem gebeten worden, Patienten direkt in den Verhörzentren zu behandeln, was die Organisation kategorisch abgelehnt habe.

„Einige Behördenvertreter haben versucht, die medizinische Arbeit von Ärzte ohne Grenzen zu instrumentalisieren oder zu behindern“, erklärte Christopher Stokes, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in Belgien. „Patienten wurden während der Verhöre zur Behandlung zu uns gebracht, um sie wieder fit zu machen für die Fortsetzung der Befragung. Das ist vollkommen inakzeptabel. Wir sind in Misrata, um Kriegsverletzte und kranke Gefangene medizinisch zu versorgen – aber sicher nicht, um wiederholt dieselben Patienten zwischen Verhörsitzungen zu behandeln.“

Der alarmierendste Zwischenfall geschah nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen am 3. Januar, als die Mediziner eine Gruppe von 14 Gefangenen behandelten, die von einem Verhörzentrum außerhalb der Internierungslager zurückkehrten. Trotz der vorherigen eindringlichen Mahnung von Ärzte ohne Grenzen, die Folterpraktiken mit sofortiger Wirkung einzustellen, hätten neun der 14 Gefangenen mehrere Verletzungen aufgewiesen, die offensichtlich auf Folter zurückzuführen waren. Das Team von Ärzte ohne Grenzen habe den Sicherheitsdienst der Armee, der für die Verhöre zuständig ist, informiert, dass mehrere Patienten in Krankenhäuser verlegt werden müssten, da sie dringend spezielle medizinische Hilfe benötigten. Allen Gefangenen – bis auf einen – sei medizinische Hilfe vorenthalten worden, und sie seien zu weiteren Verhören außerhalb des Gefangenlagers gezwungen worden, wo sie erneut Folter ausgesetzt gewesen seien.

Ärzte ohne Grenzen habe mehrere Regierungsvertreter in persönlichen Gesprächen über die Vorgänge informiert, berichtete die Organisation. Am 9. Januar habe man einen offiziellen Brief an den Militärrat von Misrata, an das Sicherheitskomitee in Misrata, an den Sicherheitsdienst der Armee und an den zivilen Stadtrat von Misrata geschickt. Darin habe die Organisation eine sofortige Beendigung jeglicher Misshandlung von Gefangenen gefordert. „Es folgten keinerlei konkrete Maßnahmen“, so Stokes. „Stattdessen hat unser Team vier neue Fälle von Folter beobachtet. Deshalb haben wir die Entscheidung getroffen, unsere medizinische Hilfe in den Gefängnissen einzustellen.“

Ärzte ohne Grenzen ist nach eigenen Angaben seit April 2011 in Misrata tätig. Seit August 2011 arbeitet die Organisation in den Internierungszentren und behandelt Kriegsverletzte, führt chirurgische Eingriffe sowie orthopädische Nachbehandlungen für Patienten mit Knochenbrüchen durch. Die medizinischen Teams der Organisation haben 2.600 Konsultationen abgehalten. Darunter befanden sich 311 Behandlungen von Gewaltopfern.

Ärzte ohne Grenzen will seine psychosozialen Aktivitäten in Schulen und Gesundheitseinrichtungen in Misrata weiterführen. Auch die Hilfe für 3.000 afrikanische Migranten und Vertriebene in Tripolis und Umgebung soll fortgesetzt werden.

www.aerzte-ohne-grenzen.de

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