Berlin. – Einen Monat vor dem Rio+20 Gipfel haben Misereor und Partner aus Ländern des Südens die Bundesregierung aufgefordert, sich für die Menschenrechte als Grundlage einer „grünen Ökonomie“ einzusetzen. Seit dem ersten Umweltgipfel in Rio 1992 hätten die jährlichen Treibhausgas-Emissionen ebenso dramatisch zugenommen wie der Verlust der Artenvielfalt. Ressourcen wie fruchtbares Land und Wasser würden in vielen Regionen weltweit immer knapper.
„Die gegenwärtige ökologische Krise trifft die Ärmsten am härtesten“, betonte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Dienstag in Berlin. „Es geht in Rio sowohl um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen, als auch um die Rechte derer, die besonders unter den Folgen einer nicht nachhaltigen Weltwirtschaft leiden.“ Spiegel forderte außerdem, dass Schwellenländer und Industriestaaten die gegenseitige Blockadehaltung in entscheidenden Fragen aufgeben sollten.
„Wir befinden uns nicht nur in einer Finanzkrise, sondern auch in einer Umweltkrise. In Rio liegen eine Reihe exzellenter Vorschläge auf dem Tisch, um diese Umweltkrise zu überwinden. Es darf nicht sein, dass diese Chance jetzt aufgrund politischer Gründe vertan wird“, betonte Kavaljit Singh, Direktor des indischen Madhyam-Institus in Delhi. Dass das Menschenrecht auf Nahrung in Rio verhandelt werde, begrüßte Singh ausdrücklich. Es gehe nun darum, dass Staaten sich selbst verbindliche Ziele setzten, um diese Rechte auch umzusetzen, wie zum Beispiel den Zugang zu Land für Kleinbauern und Landlose.
Nomabelu Mvambo-Dandala, Direktorin der Diakonia Council of Churches aus Südafrika forderte: „Für gravierende Menschenrechtsverletzungen, oder massive Umweltzerstörung durch ihre Tochterunternehmen im Ausland müssen Mutterkonzerne notfalls auch in ihrem Heimatland haftbar gemacht werden können.“ Eine Referenz allein auf freiwillige Initiativen wie den UN Global Compact reiche nicht aus.
Im Rahmen einer viertägigen „Speakers Tour“ zu Rio+20 mit dem Thema „Südperspektiven auf nachhaltige und gerechte Entwicklung“ sprechen Misereor-Experten und Partner aus dem Süden in Berlin und Brüssel mit politischen Vertretern der Bundesregierung und der EU-Kommission. Am Dienstag stellten sie ihre Sichtweisen in Berlin der Öffentlichkeit vor.