Berlin. – Wenige Tage vor Beginn der Fußball Europameisterschaft in Polen und der Ukraine hat Amnesty International auf Verletzungen der Menschenrechte in den Gastgeberländern aufmerksam gemacht. Sportler, Funktionäre und Fans sollten dies thematisieren, wo immer dies möglich ist, erklärte Amnesty am Dienstag in Berlin.
Folter und andere Misshandlungen in Gefängnissen und in Polizeigewahrsam seien in der Ukraine an der Tagesordnung, kritisierte Amnesty International. Ethnische Minderheiten und Flüchtlinge sowie Asylsuchende würden häufig diskriminiert. Menschen würden willkürlich verhaftet, ohne Grund in Untersuchungshaft gehalten und dort teils schwer misshandelt.
Auch im zweiten Gastgeberland der EM, in Polen, stehen Amnesty zufolge Menschenrechte im Abseits: „Die Zahl rassistischer Übergriffe nimmt zu, die Verantwortlichen werden häufig nicht zur Rechenschaft gezogen“, berichtete die Menschenrechtsorganisation.
Amnesty International ruft nicht zum Boykott der Fußball-EM auf. Generalsekretär Wolfgang Grenz forderte stattdessen: „Die Sportler, die Funktionäre und auch die Fans, die in die Ukraine und nach Polen fahren, sollten den Mund aufmachen und die Menschenrechtsverletzungen, wann immer es möglich ist, thematisieren und einen deutlich besseren Schutz der Menschenrechte fordern. Auch von Deutschland aus können Fans etwas tun, zum Beispiel indem sie sich an der Online-Aktion von Amnesty gegen Polizeigewalt und Folter in der Ukraine beteiligen.“
Es dürfe bei der Kritik auch nicht nur um die inhaftierte Ex-Regierungschefin Timoschenko gehen, denn Folter und Amtsmissbrauch durch die Polizei treffe viele Ukrainer, so Grenz. Kernforderungen von Amnesty International an die Ukraine sind die zügige Umsetzung einer grundlegenden Reform der Strafprozessordnung sowie die Sicherstellung einer unabhängigen Justiz.
„Europa schaut in den nächsten Wochen auf die Ukraine und Polen – eine gute Gelegenheit, Druck zu machen auf die Verantwortlichen im Land. Wichtig ist, dass der Druck die EM überdauert, denn nur dann besteht die Hoffnung, dass die Menschenrechte eines Tages nicht mehr im Abseits stehen“, sagte Wolfgang Grenz.
Amnesty International steht nach eigenen Angaben im Kontakt mit dem DFB und hat den Fußball-Bund in einem Gespräch über die Menschenrechtslage in der Ukraine und in Polen informiert.