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Kopenhagen/Berlin. - Die Herstellung von Strom aus Kohle muss weltweit bis Mitte des 21. Jahrhunderts eingestellt werden, wenn das von Wissenschaftlern als notwendig erachtete Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen, eingehalten werden soll. Dieses Resümee des neuesten Berichts des Weltklimarates (IPCC) sei ein dringender Aufruf zum Handeln für die Bundesregierung und die Europäische Union, erklärten Germanwatch und Brot für die Welt in einer gemeinsamen Stellungnahme. Die Bundesregierung müsse den Einstieg in den Kohleausstieg einleiten und die EU ihre Klima-Ziele für 2030 erhöhen.

Der Weltklimarat erklärte zu dem "Sythese-Bericht", der die Erkenntnisse von mehr als 800 Wissenschaftlern in den letzten 13 Monaten zusammenfasst: "Human influence on the climate system is clear and growing, with impacts observed on all continents. If left unchecked, climate change will increase the likelihood of severe, pervasive and irreversible impacts for people and ecosystems. However, options are available to adapt to climate change and implementing stringent mitigations activities can ensure that the impacts of climate change remain within a manageable range, creating a brighter and more sustainable future."

"We have the means to limit climate change", sagte der IPCC-Vorsitzende R. K. Pachauri. "The solutions are many and allow for continued economic and human development. All we need is the will to change, which we trust will be motivated by knowledge and an understanding of the science of climate change."

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"Der IPCC zeigt deutlich auf, dass wir weltweit bis Mitte des Jahrhunderts einen Ausstieg aus der Kohleverstromung brauchen, wenn das Zwei-Grad-Limit eingehalten werden soll", sagte Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch. "Die Bundesregierung muss nun die richtigen Schlüsse daraus ziehen: Wir brauchen jetzt den Einstieg in den Kohleausstieg, wenn wir unsere Klimaziele für 2020 noch schaffen wollen."

Sabine Minninger, Klimaexpertin bei Brot für die Welt, erklärte: "Der IPCC hat konkret beziffert, wie klein das CO2-Budget ist, das die Menschheit noch aufbrauchen darf um unter zwei Grad Erwärmung zu bleiben. Wenn die EU das Zwei-Grad-Limit noch ernst nimmt, muss sie vor dem Weltklimaabkommen in Paris im nächsten Jahr ihre Ziele für 2030 deutlich nach oben korrigieren."

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Grafik: IPCC

Der IPCC lässt in seinem Bericht keine Zweifel daran, dass eine Erwärmung über zwei Grad massive Gefahren für große Teile der Menschheit bedeuten würde. Die Modelle der Wissenschaftler zeigen, so Germanwatch und Brot für die Welt, dass es Grenzen der Anpassung gebe. Bei einer angenommenen Erhöhung der Temperatur um vier Grad, auf die die Welt laut IPCC bis zum Jahr 2100 zusteuert, wären Gefahren für die Welternährung in verschiedenen Weltregionen kaum noch zu bewältigen. "Da sprechen wir dann nicht mehr von 805 Millionen Hungernden, sondern von Milliarden“, so Sabine Minninger von Brot für die Welt.

"Der IPCC zeigt in einer bisher nicht gekannten Deutlichkeit, dass wir bei einer Erwärmung um vier Grad in einer anderen Welt mit wesentlich größeren Gefahren leben würden. Die Risiken wären unkalkulierbar", betonte Bals. Er nimmt vor allem die Bundesregierung in die Pflicht. Das Kabinett will am 3. Dezember über das Klimaschutzaktionsprogramm von Umweltministerin Barbara Hendricks beraten, mit dem der Trend der zuletzt steigenden CO2-Emissionen in Deutschland umgekehrt werden soll.

Bals: "Es wäre ein fatales Signal an die Welt, wenn das Energiewendeland Deutschland sein selbst gestecktes Klimaziel von minus 40 Prozent CO2-Emissionen bis 2020 verfehlt. Um ein solches Fiasko zu verhindern, brauchen wir jetzt Beschlüsse, die Kohleverstromung zurückzufahren."

Der Synthesebericht des IPCC verbindet die wichtigsten Elemente der drei IPCC-Teilberichte. Die Zusammenschau auf Treibhausgasemissionen und deren Auswirkungen auf Menschheit und Ökosysteme sendet klare Signale an die politischen Entscheidungsträger: Jenseits von zwei Grad Erwärmung sind trotz wirkungsvoller Klimaanpassung immer mehr Schäden zu erwarten. Es besteht Konsens, dass die weniger entwickelten Länder am stärksten vom Klimawandel betroffen sein werden. Der IPCC-Synthesebericht betont, dass die Anpassung an die zu erwartenden Folgen des Klimawandels nun beginnen muss.

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"Der IPCC hat berechnet, dass wir unser verbleibendes CO2-Budget, mit dem wir unter zwei Grad Erwärmung bleiben können, bei der jetzigen Entwicklung in weniger als 30 Jahren verbraucht haben werden", so Sabine Minninger. "Für Millionen Menschen in den ärmsten Ländern der Erde geht es hierbei um das Überleben. In einer Vier-Grad-Welt wird die Zahl der Hungernden stark zunehmen. So müssten wir auch damit rechnen, dass es mehr gewaltsame Konflikte um Ressourcen gibt und Millionen mehr Klimaflüchtlinge."

Zusätzliche Gefahren birgt dem Bericht zufolge die massive Versauerung der Ozeane durch die Aufnahme von CO2 und Wärme, die der IPCC erstmals genauer unter die Lupe genommen hat. Die Wissenschaftler haben gezeigt, dass die Versauerung eine Größenordnung erreicht hat, die in der Menschheitsgeschichte beispiellos ist. Minninger: "Wir veranstalten hier ein Großexperiment mit unseren Ozeanen, dessen Auswirkungen auf die Nahrungskette in und auf den Meeren dramatisch sein können. Dies bedroht insbesondere Hunderte Millionen Menschen, die vom Fischfang leben."

Foto © Nick Danziger/Oxfam

Quellen: www.ipcc.ch | www.brot-fuer-die-welt.de | www.germanwatch.org


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