besetzung aguaazul amerika21 200San Sebastián Bachajón, Chiapas. - Im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas kam es um den Jahreswechsel wieder zu Auseinandersetzungen um den Zugang zur Tourismusattraktion Agua Azul. Am 21. Dezember besetzten im Ejido San Sebastián Bachajón circa 400 Bewohner und Anhänger der Sechsten Deklaration der EZLN erneut friedlich kommunales Land, auf dem sich die Zufahrtsstraße zu den Wasserfällen von Agua Azul befindet. Als Ejido werden kollektive Ländereien bezeichnet, die vom Staat an Gemeinden übertragen und von diesen an Kleinbauern weitergegeben wurden.

Das besagte Terrain wurde 2011 durch die chiapanekische und mexikanische Regierung illegal in Beschlag genommen, nachdem es zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der Partei PRI und Anhängern der Sechsten Deklaration um ein an der Zufahrtsstraße zu den Wasserfällen Agua Azul errichtetes Kassenhäuschen kam. Trotz eines laufenden juristischen Verfahrens gegen die Inbesitznahme errichteten staatliche Behörden verschiedene Gebäude auf dem Gemeindeland. So unter anderem ein eigenes Kassenhäuschen, das unter der Verwaltung der Nationalen Kommission für Naturschutzgebiete (Conanp) und des chiapanekischen Finanzministeriums steht.

Die indigenen Aktivisten beschuldigen den Ejido-Kommissar Alejandro Moreno Gómez der Korruption und fordern den Abzug der staatlichen Behörden und Sicherheitskräfte von ihrem Land sowie die Verwaltung der Einnahmen durch die Ejido-Bewohner selbst. Zudem sprechen sie sich gegen den Bau der Autobahn San Cristobal – Palenque aus und fordern die Freilassung von politischen Gefangenen aus Bachajón.
n den Tagen nach der Wiederbesetzung kam es zu Drohungen und Aggressionen von Seiten staatlicher Autoritäten und Sicherheitskräfte sowie von Kommissar Gómez nahestehenden paramilitärischen Gruppierungen. Am Morgen des 9. Januar wurde das besetzte kommunale Land schließlich durch 900 Polizisten geräumt. Als Antwort auf die Räumung errichteten Anhänger der Sechsten Deklaration am 11. Januar eine unbefristete Straßenblockade auf der Straße San Cristobal – Palenque. Laut Berichten von EZLN-Anhängern versuchten Polizeieinheiten unter Einsatz von Schusswaffen die Blockade zu beenden. Dabei wurden mehrere Personen verletzt. Aktuell wird eine permanente Kundgebung an der Straßenkreuzung nach Agua Azul abgehalten. Die Situation ist weiterhin sehr angespannt, und es herrscht eine starke Polizeipräsenz in der Region.

Das Ejido San Sebastián Bachajón im Landkreis Chilón ist eines der größten Ejidos Mexikos und verfügt über eine große Biodiversität und eine Vielzahl von natürlichen Ressourcen. Außerdem ist es der Eingang zu der Touristenattraktion Agua Azul und Teil des Centro Integralmente Planeado Palenque (CIPP), eines geplanten Megatourismusprojekts in der Region. In den vergangenen Jahren kam es im Zusammenhang mit dem Landkonflikt zu zahlreichen Verhaftungen. 2013 und 2014 wurden die Aktivisten Juan Vázquez Guzmán und Juan Carlos Gómez Silvano ermordet. Anhänger der Sechsten Deklaration und Menschenrechtsorganisationen machen die chiapanekische und mexikanische Regierung sowie die Interessen, die hinter dem Tourismusprojekt CIPP stecken, für den Konflikt verantwortlich.

(Dieser Artikel ist zuerst auf amerika21.de erschienen. Er wird im Rahmen einer Content-Partnerschaft auf epo.de publiziert.)

Foto: radiozapote.org


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