uni göttingenGöttingen. - Weltweit leiden rund zwei Milliarden Menschen an Unter- und Mangelernährung. Gründe hierfür sind eine Unterversorgung mit Grundnahrungsmitteln ebenso wie eine eingeschränkte Ernährungsvielfalt in armen Bevölkerungsgruppen. Viele der unter- und mangelernährten Menschen sind Kleinbauern in Entwicklungsländern, die einen Großteil der Nahrungsmittel für den Eigenkonsum produzieren. Deswegen wird vielfach angenommen, dass eine stärker diversifizierte Produktion die Qualität der Ernährung in Kleinbauernhaushalten verbessern kann. Eine Studie von Agrarökonomen der Universität Göttingen zeigt jedoch, dass diese Annahme längst nicht immer zutrifft. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences USA (PNAS) erschienen.

Eine vielfältige Ernährung ist vor allem für die Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen wichtig. Die Anzahl der regelmäßig konsumierten Nahrungsmittelgruppen wird daher oft als Indikator für die Ernährungssituation in einem Haushalt verwendet. Die Wissenschaftler um Prof. Dr. Matin Qaim vom Göttinger Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung werteten Daten von über 8.000 Kleinbauernhaushalten aus Indonesien, Kenia, Äthiopien und Malawi aus, um den Zusammenhang zwischen diversifizierter Produktion und Ernährungsvielfalt zu untersuchen.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Zusammenhang in manchen Situationen zwar positiv ist, jedoch mit zunehmendem Grad an Produktionsdiversität wieder abnimmt. "Eine zu stark diversifizierte Produktion führt zu Einkommenseinbußen, weil wirtschaftliche Vorteile durch Spezialisierung nicht ausgenutzt werden können", erklärte Prof. Qaim. "Da Kleinbauern saisonal auch Nahrung zukaufen, bedeutet ein geringeres Einkommen weniger Geld für den Erwerb höherwertiger Nahrung wie Obst, Gemüse und tierische Erzeugnisse."

Insgesamt ist der Effekt einer diversifizierten Produktion auf die Ernährungsvielfalt relativ klein und in vielen Situationen nicht statistisch signifikant. Insbesondere in Afrika produzieren Kleinbauern in entlegenen Regionen oft ohnehin mehr als zehn verschiedene Kulturarten.

"Unsere Forschung zeigt, dass bessere Marktanbindung und der Verkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse viel größere positive Effekte auf die Ernährung haben als eine noch weiter diversifizierte Produktion für den eigenen Lebensunterhalt. Zur Verbesserung der Ernährung müssen Kleinbauern fit für den Markt gemacht werden“, sagte Kibrom Tadesse Sibhatu, der Erstautor der Studie. "Dies erfordert vor allem verbesserte Infrastruktur im ländlichen Raum und Zugang zu moderner Produktionstechnologie", fügte Prof. Qaim hinzu.

Quelle: uni-goettingen.de


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