helpage 100Osnabrück. - Die international tätige Hilfsorganisation HelpAge hat am Mittwoch zum dritten Mal den Weltalten-Index veröffentlicht, der die Lebenssituation älterer Menschen weltweit vergleicht. "Die Ungleichheiten verschärfen sich und Sparprogramme treffen in vielen Ländern die Älteren hart", erklärte Michael Bünte, Geschäftsführer von HelpAge Deutschland. Auch europäische Länder seien davon zunehmend betroffen. So sei die Situation Älterer in Griechenland ähnlich schlecht wie in Sub-Sahara Afrika.

Die Alterung der Weltbevölkerung schreitet seit einigen Jahren rasant voran. Pro Sekunde werden zwei Menschen auf dieser Welt 60 Jahre alt und bereits heute gibt es 901 Millionen (12,3 Prozent der Weltbevölkerung) ältere Menschen. In nur 15 Jahren wird diese Zahl auf etwa 1,4 Milliarden (16,5%) und bis 2050 auf 2,1 Mrd. (21,5%) ansteigen. "Viel Zeit zum Handeln bleibt nicht", so HelpAge.

Der Weltalten-Index trägt dazu bei, Risiken der Entwicklung zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren. Die Schweiz hat es dieses Jahr auf den ersten Platz geschafft. Dort lebt es sich im Alter vergleichsweise am besten. Norwegen, letztes Jahr ganz vorne, ist dieses Jahr auf dem 2. Platz. Dicht dahinter liegen Schweden (3) und Deutschland (4). Das Schlusslicht bildet, wie die beiden Jahre zuvor, Afghanistan (96). Bis auf Japan (8.) haben es nur westeuropäische und nordamerikanische Länder unter die TOP 10 geschafft. Die 96 erfassten Staaten stellen 91% der älteren Weltbevölkerung dar. Afrika ist mit 11 von 54 Staaten bisher unzureichend im Weltalten-Index repräsentiert.

In Nordamerika und Europa trafen die Sparmaßnahmen im Zuge der Finanzkrise 2008 vor allem die Älteren. In Polen werden die Renten von der Hälfte auf ein Viertel des Durchschnittlohnes sinken und in Spanien wurden sie eingefroren, so der Bericht. Die Altersarmut in den USA steigt seit der Rezession kontinuierlich und variiert stark zwischen den ethnischen Gruppen. Die vielfachen Sparmaßnahmen bei der sozialen Sicherheit werden sich negativ auf die Älteren von morgen auswirken.

UNGLEICHHEITEN VERSCHÄRFEN SICH

Der aktuelle Bericht macht deutlich, dass sich Ungleichheiten zwischen einkommensstarken und einkommensschwachen Ländern verschärfen. Auffällig ist vor allem der Unterschied im Bildungsstand zwischen den zehn besten und den zehn untersten Rängen, der sich im Zeitraum von 1990 bis 2010 um 50% erhöhte. Frauen sind oftmals doppelt benachteiligt; die Diskriminierung aufgrund des Alters wird durch eine geschlechtsspezifische Diskriminierung verschärft. Die Anzahl der Frauen, die zwischen dem 55.und 64. Lebensjahr einer ökonomischen Tätigkeit nachgehen, ist um rund 27 Prozent geringer als bei gleichaltrigen Männern. Ihr Risiko von Altersarmut betroffen zu sein ist dementsprechend um ein Vielfaches höher.

Millionen Älterer bleiben HelpAge zufolge in offiziellen Statistiken bislang unberücksichtigt. Es werden beispielsweise nur Frauen bis zum 49. Lebensjahr in Datenerhebungen zur Gewalt gegen Frauen einbezogen. Gewalt, die sich vielfach auch gegen ältere Frauen richtet, bleibt dadurch unsichtbar. Solange Ältere nicht flächendeckend bei Erhebungen berücksichtigt werden, wird die wachsende Bevölkerungsgruppe in Hilfsmaßnahmen und politischen Programmen weiterhin marginalisiert und benachteiligt. In afrikanischen Staaten bestehen dabei aktuell die größten Defizite.

Der Index macht aus der Sicht von HelpAge klar, dass Regierungen, die sich mit entsprechenden Maßnahmen auf die Alterung der Gesellschaft einstellen, besser abschneiden. Besonders Investitionen in Bereiche, die die Unabhängigkeit Älterer stärken, werden sich für die Älteren von morgen auszahlen und ihre Lebenssituation effektiv verbessern. Diese Bereiche umfassen Gesundheit, Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Dort wo beispielsweise Sozialrenten (steuerfinanzierte Renten) eingeführt oder das Gesundheitssystem verbessert wurde sowie Beschäftigungsmöglichkeiten für Ältere bestehen, ist die Situation der Älteren deutlich besser.

Weitere Fakten 2015 im Überblick:

  • In Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen erhält nur jeder vierte ältere Mensch eine Rente.
  • Im unteren Viertel des Rankings sind alle Regionen dieser Welt vertreten. Afrika schneidet im Bereich Einkommenssicherheit und Gesundheitsversorgung am schlechtesten ab. Griechenland ist das Schlusslicht in Europa, dem schlechten Zugang Älterer zu Bildung und Arbeit und sozialer Sicherung geschuldet.
  • Die Kluft der weiteren Lebenserwartung ab 60 Jahren zwischen den zehn besten und untersten Rängen liegt heute bei 7,3 Jahren. Vor 15 Jahren war der Unterschied mit 5,7 Jahren noch wesentlich geringer. 
  • Die Armutsquote steigt in 32 OECD-Staaten mit zunehmendem Alter. So liegt sie ab dem 76. Lebensjahr 3% höher als bei den 66 bis 75-Jährigen.

Quelle: www.helpage.de 


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