gfbvGöttingen. - Nach dem gewaltsamen Tod von 49 Schiiten in Nigeria hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) vor einer Eskalation der Gewalt in den Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und der schiitischen Islamischen Bewegung in Nigeria (IMN) gewarnt. Nachdrücklich forderte die Menschenrechtsorganisation eine unabhängige Untersuchung der Übergriffe der Armee, bei denen in dieser Woche 49 Angehörige der religiösen Minderheit getötet wurden.

"Wenn die nigerianische Armee nicht endlich Gesetze und rechtsstaatliche Prinzipien beachtet, droht dem Land eine neue islamistische Revolte. Denn die heutige Terrorbewegung Boko Haram ist unter ähnlichen Bedingungen entstanden", warnte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. Schon im Dezember 2015 habe die Armee ein Massaker an IMN-Anhängern in Zaria im Bundesstaat Kaduna verübt, bei dem 348 Schiiten getötet wurden.

Die jüngsten Todesfälle ereigneten sich laut GfbV, als IMN-Anhänger zwischen dem vergangenen Samstag und Dienstag in der Umgebung der Hauptstadt Abuja für die Freilassung ihres inhaftierten Anführers Ibrahim El-Zakzaky demonstrierten. Soldaten und Polizisten hatten nach Augenzeugenberichten mit scharfer Munition das Feuer auf die Demonstranten eröffnet. Die Armee räumt bislang nur den Tod von sechs IMN-Anhängern ein. "So problematisch das Ziel der IMN ist, einen schiitischen Gottesstaat zu errichten, so gibt dies trotzdem keine Legitimation, Demonstranten einfach zu erschießen", kritisierte Delius.

El-Zakzaky war gemeinsam mit seiner Ehefrau während des Massakers in Zaria festgenommen worden, so die GfbV. Bei dem Blutbad waren auch drei seiner Söhne getötet worden. Im Dezember 2016 ordnete das Oberste Bundesgericht zwar seine Freilassung an, doch El-Zakzaky ist noch immer in Haft, weil man ihn der Bildung einer kriminellen Vereinigung und des Totschlags anklagen will.

Die Verantwortlichen für das Massaker in Zaria wurden niemals zur Rechenschaft gezogen, obwohl eine von der Regierung des Bundesstaates Kaduna eingesetzte Untersuchungskommission der Armee die Verantwortung für den gewaltsamen Tod der Muslime gab. Mit ähnlichen Methoden und extralegalen Exekutionen gingen die Sicherheitskräfte auch gegen Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung im christlichen Biafra vor, kritisierte die GfbV.

In Nigeria leben rund drei Millionen Schiiten, der Großteil der Muslime sind Sunniten. Rund 50 Prozent der 185 Millionen Bewohner des Landes sind Muslime.

Quelle: www.gfbv.de 


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