Pascal Lamy. Foto: WTOFrankfurt a.M. (epo). - Das globalisierungskritische Netzwerk Attac befürchtet, dass der ehemalige EU-Handelskommissar Pascal Lamy, der am 1. September sein Amt als WTO-Generaldirektor antritt, den Druck auf die Länder des Südens in den laufenden WTO-Verhandlungen massiv verstärken wird. "Mit Pascal Lamy kommt ein Freihandels-Falke an die Spitze der Welthandelsorganisation, der sich in der Vergangenheit als aggressiver Vertreter europäischer Konzerninteressen bewiesen hat", erklärte Inga Nüthen von der Attac-AG Welthandel.

In der Öffentlichkeit präsentiere Lamy sich gern als Freund der Entwicklungsländer, so Nüthen, doch seit der WTO-Ministerkonferenz in Cancún im Jahr 2003, die aufgrund des Widerstands der Länder des Südens abgebrochen wurde, habe er hartnäckig darauf hingearbeitet, die Gruppen der Entwicklungsländer zu spalten und zu schwächen.

Bis zum nächsten WTO-Gipfel vom 13. bis 18. Dezember 2005 in Hongkong werde der Druck auf die Entwicklungsländer weiter zunehmen, befürchtet Nüthen.  "Die Menschen im Süden zählen darauf, dass wir mit unserem Protest dazu beitragen, auch Hongkong platzen zu lassen." Ramon Bultron von der Hong Kong Peoples' Alliance sagte: "Es ist nicht zu erwarten, dass es in der WTO unter der Ägide von Lamy zu einer entwicklungsfreundlichen Agenda kommt, stattdessen wird eine Verschärfung der Abkommen katastrophale Konsequenzen für die Armen weltweit haben."

Als EU-Handelskommissar sei Lamy unter anderem dadurch aufgefallen, "dass er Forderungen der europäischen Industrieverbände eins zu eins als Verhandlungsposition der EU übernahm", kritisierte Attac. Durch seine frühere Tätigkeit als Generaldirektor der französischen Großbank Cr?dit Lyonnais verfüge er über gute Kontakte zum Finanzsektor. Auch mit anderen der mehr als 1000 in Brüssel ansässigen Lobbyorganisationen und -firmen habe Lamy eng zusammengearbeitet.

In seiner Amtszeit als Handelskommissar stellte Lamy demonstrativ seine Bereitschaft für Gespräche mit Nichtregierungsorganisationen heraus. Dabei handele es sich jedoch um  Täuschungsmanöver, sagte Inga Nüthen: "Lamys so genannter Dialog ist in Wahrheit ein Monolog: Mit folgenlosen Gesprächen wird Offenheit vorgetäuscht, kritische Positionen von NGOs und sozialen Bewegungen werden ausgegrenzt."

"Lamy hat Le Monde gegenüber den Welthandel mit einem Viehmarkt verglichen. Als Viehhändler der EU hat er hart verhandelt. Wir sind gespannt, wie er mit den sehr unterschiedlichen Interessen armer und reicher Länder umgeht", kommentierte Susanne Luithlen, Koordinatorin des Aktionsbündnis?ses "Gerechtigkeit jetzt!" den Amtsantritt Lamys als Generaldirektor der Welthandelsorganisation (WTO).

Lamy nannte die WTO nach dem Scheitern der Ministerkonferenz in Canc?n "mittelalterlich". Einige kaum am Handel beteiligte Entwicklungsländer könnten die Vereinbarungen der großen Handelspartner torpedieren. "Die EU und die USA vertrauen ihm. Die Entwicklungsländer hingegen kennen ihn als gewieften Verhandlungsgegner. Sie wird er überzeugen müssen, dass er als Generaldirektor auch ihre Interessen berücksichtigt. Die neoliberale Agenda, die er im Auftrag der EU verfochten hat, wird ihm dabei kaum helfen." so Luithlen.

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