belo monte nao 80München. - Die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft (Munich Re) unterstützt weiterhin "katastrophale Infrastruktur- und Energieprojekte im Ausland". Das haben nichtstaatliche Umwelt- und Menschenrechts-Organisationen anlässlich der Hauptversammlung des Konzerns am Mittwoch in München kritisiert. Obwohl sich das Unternehmen gern als nachhaltig agierend präsentiere, sei es aktuell in die Absicherung hoch umstrittener Projekte in Brasilien verstrickt, argumentieren die Kritiker.

Die Munich Re habe 25 Prozent der Rückversicherungssumme für den Bau des Großstaudamms Belo Monte im brasilianischen Amazonasgebiet übernommen und erhalte dafür umgerechnet 15,5 Millionen Euro an Prämien über einen Zeitraum von vier Jahren, erklärten die NGOs, darunter "urgewald" und "Pro Regenwald". Für den Staudamm würden 400 Quadratkilometer Regenwald vernichtet und bis zu 40.000 Menschen seien von Zwangsumsiedlung bedroht. Tausende Fischer, Flussanwohner, Indigene und Kleinbauern stünden vor dem Verlust ihrer Existenzgrundlage. Die regionale Staatsanwaltschaft habe wegen Gesetzesbrüchen bereits 25 Klagen gegen das Baukonsortium eingereicht.

"Die Beteiligung an der Rückversicherung des Staudamms Belo Monte in Brasilien ist unvertretbar", sagte Barbara Happe von der Umweltorganisation urgewald. "Die Münchener Rück präsentiert sich gern als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Ihr tatsächliches Handeln steht dazu im Widerspruch. So hat die Munich Re bisher keine Konsequenzen aus sich wiederholenden Baustopps, Bauplatzblockaden und Gerichtsurteilen gezogen und vertraut weiter ausschließlich auf die Angaben der Betreiber, dass alles wunderbar läuft."

Neben Belo Monte engagiert sich die Münchener Rück nach Angaben der NGOs aktuell noch bei weiteren Großprojekten in Brasilien: So übernehme der Konzern eine führende Rolle bei der Absicherung der Fußballweltmeisterschaft im Juni dieses Jahres, indem er der FIFA einen Versicherungsschutz gegen Verlegung oder Vertagung gewähre. Auch bei einigen Stadienbauten sei die Munich Re involviert.

"Bei der Euphorie um die WM wird jedoch oft vergessen, dass auch Zehntausende von Menschen dafür aus ihren Häusern vertrieben worden sind – sei es für Stadien- oder Straßenbauten, Parkhäuser oder Hotels", sagte Christian Russau vom Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL) in Berlin. "Die Munich Re ist somit, zumindest indirekt, daran beteiligt, dass für die Fußball-WM Grundrechte mit Füßen getreten werden".

"Diese Beispiele belegen, dass die Münchener Rück in Sachen Nachhaltigkeit erst ganz am Anfang steht. Wer vorausschauendes und verantwortungsbewusstes Handeln propagiert, muss sich definitiv aus der Absicherung ökologisch und sozial derart negativer Projekte verabschieden", forderte Martin Glöckle von Pro REGENWALD.

Wegen ihrer Beteiligung am Bau des Belo Monte-Staudammes im brasilianischen Amazonasgebiet wurde die Münchener Rück nach Angaben der NGOs 2012 aus dem Global Challenges Index entfernt, da dies gegen die Umweltregeln des GCX verstoße. Der GCX ist ein von der Börse Hannover in Zusammenarbeit mit der Nachhaltigkeitsrating-Agentur oekom research AG entwickelter Index. Er umfasst 50 Unternehmen, die wesentliche Beiträge zur Bewältigung globaler sozialer und ökologischer Herausforderungen leisten sollen.

Mehr Infos: www.gegenstroemung.org/drupal/denode/120

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