unicef neu 150Berlin. - Anlässlich des 25. Jahrestages der Kinderrechts-Konvention der Vereinten Nationen hat UNICEF am Mittwoch in Berlin seinen Jahresbericht vorgestellt. Aus dem Report des UN-Kinderhilfswerks geht hervor, dass seit der Verabschiedung der UN-Konvention über die Rechte des Kindes am im Jahr 1989 zwar weltweit die Kindersterblichkeit halbiert und der Anteil arbeitender Kinder um ein Drittel reduziert werden konnte. Doch gerade die ärmsten Kinder sind von sozialen und medizinischen Fortschritten oftmals ausgeschlossen – in reichen wie in armen Ländern.

"Ausgrenzung und Gewalt zählen zu den größten Bedrohungen für Kinderrechte", sagte die UN-Sonderbeauftragte zu Gewalt gegen Kinder, Marta Santos Pais. "Um ihre gravierenden Folgen zu überwinden braucht jedes Land eine nationale Agenda zum Schutz der Kinder vor Gewalt. Dazu gehört eine unabhängige Institution, die den Interessen der Kinder eine Stimme gibt und Beschwerden verfolgt, wenn Kinder ihre Rechte gefährdet sehen."

Kinderarbeit, Rekruitierung von Kindersoldaten und Zwangsheirat sind nur einige der Kinderrechtsverletzungen, die eine Kindheit unmöglich machen. UNICEF fordert daher Kinderrechte für jedes Kind zu verwirklichen.

Laut UNICEF Report 2014 ist noch viel zu tun:

  • Jedes dritte Mädchen unter 18 Jahren auf der Welt – einige davon nicht einmal sieben Jahre alt – ist von früher und erzwungener Heirat betroffen. Mehr als 150 Millionen Mädchen und 73 Millionen Jungen erfahren jedes Jahr sexuelle Gewalt. Besonders groß ist die Gefahr in Kriegsgebieten oder in Flüchtlingslagern.
  • Schätzungsweise 300 Millionen Kinder unter fünf Jahren zeigen problematisches Verhalten sowie Aggressivität, weil sie in ihrem Umfeld Gewalt ausgesetzt sind. Mädchen und Jungen werden sogar willkürlich zur Zielscheibe von Terror gemacht – wie bei den Entführungen Hunderter Schülerinnen in Nigeria oder bei gezielten Bombenangriffen auf Wohnviertel im syrischen Bürgerkrieg.
  • Das Risiko für Kinderrechtsverletzungen ist trotz zunehmender Aufmerksamkeit in Schulen, in Heimen und Jugendstrafanstalten weiterhin hoch. Armut und Überforderung sind auch häufige Ursachen für Gewalt in Familien. 35 Länder haben bisher ein umfassendes gesetzliches Verbot von Gewalt durchgesetzt – darunter auch Deutschland. Doch leben in diesen Ländern nur fünf Prozent aller Kinder.
  • Auch Deutschland muss aus der Sicht von UNICEF die Ursachen von Ausgrenzung und relativer Kinderarmut stärker bekämpfen. Eine Längsschnittanalyse von UNICEF ergab, dass allein zwischen 2000 und 2010 rund 8,6 Prozent der deutschen Kinder und Jugendlichen langjährige Armutserfahrungen gemacht haben. 2012 haben Jugendämter über 40.000 Kinder in Obhut genommen – meist weil ihre Eltern überfordert waren.


Bis auf die USA haben alle Staaten der Welt - zuletzt Somalia und Südsudan 2013- sich mit der Kinderrechtskonvention völkerrechtlich verpflichtet, das Wohl von Kindern vorrangig zu behandeln. Die Konvention hat in vielen Ländern Gesetzesänderungen und Investitionen für Kinder ausgelöst. Auch Deutschland hat seit der Ratifizierung im Jahr 1992 wichtige Reformen durchgeführt – wie zum Beispiel das gemeinsame Sorgerecht, das Verbot der Prügelstrafe, die Modernisierung des Unterhaltsrechts und die Strafverfolgung von Sextouristen, die im Ausland Kinder missbraucht haben. Trotzdem stehe, lauf UNICEF, eine umfassende Umsetzung der Kinderrechte noch aus.

"Wir brauchen eine Kultur des Hinsehens und funktionierende Netzwerke der Hilfe. Kinderrechte beginnen damit, dass es überall selbstverständlich wird, Kinder zu respektieren und ihnen zuhören," so Jürgen Heraeus, Vorsitzendender von UNICEF Deutschland.

Vor dem 25. Geburtstag der Kinderrechte im November diesen Jahres fordert UNICEF:

  • Kinder müssen zum Maßstab einer zukunftsfähigen Gesellschaft werden. Damit die Kinderrechte überall auf der Welt durchgesetzt werden, braucht es stärkeren politischen Willen, angemessene Budgets und aussagekräftige Daten, um die Kinderrechte auch für alle benachteiligten Kinder zu verwirklichen.
  • Kinder brauchen in ihren Familien, Schulen und Gemeinden ein positives und beschützendes Umfeld. Sie müssen ihre Meinung einbringen und sich an Entscheidungen beteiligen können. UNICEF unterstützt in seinen Programmen in Entwicklungs- und Schwellenländern den Aufbau kinderfreundlicher Schulen. In Deutschland fördert UNICEF Initiativen wie „Kinderfreundliche Kommunen e.V.“
  • Bei Kinderrechtsverletzungen muss weltweit „Null Toleranz“ gelten.  Missbrauch, Ausbeutung, Gewalt und Terror gegen Kinder müssen weltweit geächtet und verfolgt werden. Jedes Kind braucht Schutz und Hilfe im Krieg. Und in jedem Land der Erde muss Gewalt an Kindern ausdrücklich verboten werden.
  • Kinderrechte müssen auf die internationale politische Agenda. Es muss gelingen, dass kein Kind mehr an vermeidbaren Krankheiten oder Mangelernährung stirbt und dass jedes Kind eine gute Schulbildung erhält. Die Rechte der zukünftigen Generationen müssen Leitlinie bei der Festlegung neuer, nachhaltiger Entwicklungsziele nach 2015 sein. Deutschland soll den G8-Vorsitz im Jahr 2015 nutzen, um konkrete Verbesserungen für Kinder weltweit voranzutreiben.
  • Die Bundesregierung muss die international verbrieften Rechte der Kinder  umfassend verwirklichen. So muss zum Beispiel der Kampf gegen Kinderarmut in Deutschland Priorität in Bund, Ländern und Gemeinden haben. Die Kinderrechte  müssen explizit im Grundgesetz verankert und unabhängige Ombuds- und  Beschwerdestellen für Kinder eingerichtet werden, wie sie in über 70 Ländern bereits selbstverständlich sind.

Quelle: unicef.de


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