St. Louis. - Nachdem Entwicklungspolitik Online Anfang Juni bereits das offizielle Programm der 11. Dak'Art und letzte Woche die Off Biennale in Dakar vorgestellt hat, bringen wir abschließend Einblicke in die OFF-Biennale in Saint Louis. "Le Fleuve en couleurs" (Fluss in Farben) heißt die Austellung hier. Ganz ohne Kunst ist Saint Louis schon ein Rausch aus Farben und wohl die Stadt Senegals mit dem meisten Flair. Ihre einzigartige Lage auf einer Insel des Senegalflusses nahe der Mündung ins Meer ist an sich schon eine Reise wert. Dazu kommt die historische Bedeutung der Stadt, die einzigartig erhalten ist, weil Bauverordnungen die "Entwicklung" des Stadtkerns verhindern. Von hier wurde von 1673 bis 1902 das riesige Kolonialgebiet Französisch-Westafrikas regiert.
Alles ist hier gemächlicher und ein einziges entspanntes Flanieren am Fluss entlang, wo sich die meisten Off-Orte befinden - eine wahre Erholung zum hektischen Chaos des bauwütigen Dakar. Auch hier trifft allzuoft Gesehenes mit Blick auf Verkäufliches zusammen mit sehenswerter Kunst.
Blick in die Werkstatt von Ndiaye Khossé
Hier zwei Highlights aus beiden Kategorien: der in Saint Louis recht bekannte Künstler Khossé Ndiay zeigt Metallskulpturen aus Schrott entlang der Uferpromenade und vor seinem Atelier. Ein Blick in seine Werkstatt ist aber weitaus spannender.
Im Comptoir du Fleuve mit einem großen lichtdurchfluteten Foyer stellen sechs Künstler aus, von denen vor allem Peterson Kamwathi aus Südafrika eine Entdeckung ist. Neben einer kleinen Wandinstallation aus Figuren als Scherenschnitte zeigt er einen Film, der diese zu einer sich langsam aufbauenden Demonstration von Menschen anschwellen lässt. Dazu läuft ein Soundtrack, der ein gewaltsames Aufeinandertreffen von Demonstranten und Staatsgewalt ahnen lässt, die unweigerlich an die arabischen Revolutionen erinnert.
Film von Peterson Kamwathi
Im Centre du Recherches et de Documentation du Sénégal (CRDS) gibt es auch hier eine Hommage, die dem Künstler Iba Ndiaye gewidmet ist. 145 Werke seines Schaffens sind hier ausgestellt. Iba Ndiaye (1928 - 2008) gehört der ersten Künstlergeneration Senegals an, die sich nach Europa aufmachten und von dort ihre Einflüsse mitbrachten. Alle Themen werden von ihm bearbeitet, von Akt bis Stillleben, bekannter auch in Europa sind seine Serien zum Jazz. Sein Stil ist deutlich vom abstrakten Expressionismus beeinflusst, den er in Paris an der École des Beaux Arts kennengelernt hat und mit dem er viele jüngere Künstlergenerationen in Afrika beeinflusst hat. Durch ihn gab es eine Befreiung des festgebackenen Stils, der über Picassos Adaptionen afrikanischer Masken zu so vielen entfremdeten Nachahmungen geführt hat. In ihm treffen das Motto der In-Biennale von Austausch und Begegnung fruchtbar zusammen.
Iba Ndiaye: Ohne Titel
Vieles, was man sonst noch in schicken Desingläden oder den edleren Hotels sehen kann, verbreitet zwar genügend Flair, ist aber künstlerisch eher mäßig bis touristisch. Unvermutet trifft man dann aber auf Kunst, die ganz offensichtlich nicht zum Off gehört. So zeigt ein unbekannter Künstler zwei Tierskulpturen, die vom Balkon eines Hauses herabschauen.
Unbekannter Künstler an der Ile du Nord, Saint Louis
Skurril und ebenso wenig zum Off gehörend begegnet man zum Schluss noch einer seltsamen Prozession auf einem Pferdekarren, die mit lautem Getrommel und Gerassel eine Ansammlung von bizarren Figuren aufgebockt hat. Es ist , wie man durch den Flyer erfährt, die "Parade der Künste". Sie veranstaltet jedes Jahr um diese Zeit ihren Umzug, um auf ihr Konservatorium hinzuweisen, die die Künste und "die Berufe der Eleganz" fördern möchte.
"Parade der Künste" in Saint Louis
Neben Dakar und St. Louis bieten noch vier weitere Städte Off-Biennalen an - auch das beschauliche Thiès, das dörfliche Popenguine an der sogenannten Petite Côte, beides Orte mit einer großen französischen Community, sowie Diourbel und Ziguinchor.