abl 100Bienenbüttel. - Der Landesverband Niedersachsen/ Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) verlangt öffentliche Informationen über die Rohrzucker-Pläne der Nordzucker AG in Afrika. Die Pläne des Nordzucker-Managements für einen Rohrzucker-Anbau in Sambia sieht der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft mit großer Skepsis und fordert von der Nordzucker-Führung eine rasche und umfassende Erklärung und Informationen über diese Pläne. Nordzucker hat seinen Sitz in Brauschweig und ist der zweitgrößte Zuckerproduzent Europas. 

Die Bedenken der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), zahlreicher Rübenbauern und Aktionäre richten sich vor allem darauf, dass Nordzucker bisher keinerlei Erfahrungen mit Rohrzucker-Anbau oder mit den Verhältnissen in afrikanischen Ländern habe. Schon die Expansion nach Serbien und Ungarn habe man vor einigen Jahren wegen Fehleinschätzung der dortigen Verhältnisse verlustreich rückgängig machen müssen. Auch früher schon habe es schmerzhafte Fehlinvestitionen der häufig wechselnden Nordzucker-Verantwortlicher gegeben - zum Beispiel bei Diversifizierungsversuchen und Investitionen in andere Unternehmen.  

Selbst in den letzten Jahren, als man, nach Angaben der AbL, von den allgemein hohen Zuckerpreisen profitierte, hätten die Rübenbauern erst nach massiven Auseinandersetzungen einen vollen und gerechten Anteil an den Gewinnen erreichen können. Der Einstieg in die Rohrzucker-Produktion werde die Position der Rübenanbauer innerhalb des ohnehin kaum noch kontrollierbaren Konzerns noch zusätzlich schwächen. Besonders nach dem künftigen Wegfall der Zuckermarktordnung der damit erhöhten internationalen Konkurrenz und dem damit verbundenen Sinken der Rübenpreise könne die Flucht der Nordzucker AG in die "Globalisierung dazu führen, dass dadurch Geld der Rübenanbauer und Aktionäre verbrannt werde", warnt die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. Das Geld aber werde dringend in den Betrieben benötigt.

Eine Gefahr für das Image der gesamten deutschen Zuckerbranche sieht die AbL durch eine mögliche Zusdammenhänge der Nordzucker-Pläne mit dem land grabbing durch ausländische (auch deutsche) Konzerne und der Verdrängung von Bauern und ihrer Nahrungsgrundlage in vielen Regionen AfrikasSambia. Die AbL stehe hinter ihren Berufskollegen in den afrikanischen Ländern und verwies auf zahlreiche entsprechende Berichte von Hilfsorganisationen und Eine-Welt-Verbänden. Laut einer im April diesen Jahres erschienen Studie der Menschenrechtsorganisation FIAN finaziert die deutsche Entwicklungszusammenarbeit die zwei größten Agribusiness-Unternehmen in Sambia. Beide hätten sich, laut FIAN in den letzten Jahren riesige Agrarflächen angeeignet.

Schon im März diesen Jahres hatte die AbL die damals geplante Nordzucker-Fabrik in Sambia kritisiert. Seinerzeit erklärte ein Sprecher von AbL: "Die Zuckerkonzerne setzten immer mehr auf Rohrzucker und Zuckerersatzstoffe anstelle der heimischen Rüben als Zuckerrohstoff. Dementsprechend könnten sie nach dem Wegfall der EU-Marktordnung 2017 die Rübenpreise massiv drücken. Dies werde indirekt auch sambische Rübenanbauer und deren Exportzucker treffen."

Quelle: abl-ev.de