pro asyl 100Frankfurt. -  Im Irak sind zehntausende Menschen vor der IS-Miliz ins Gebirge geflohen, wo ihnen vermutlich der Tod durch Verdursten droht. Angesichts hunderttausender Flüchtlinge in der Region müsse die sofortige Aufnahme von Irakern in Deutschland vorbereitet werden, forderte die Flüchtlingshilfsorganisation PRO ASYL am Dienstag in Frankfurt.

"Es darf nicht wieder dazu kommen, dass Jahre damit vertan werden, auf stabilere Verhältnisse zu hoffen und auf die Karte - humanitäre Hilfe statt Flüchtlingsaufnahme - zu setzen", so Bernd Mesovic, stellvertretender Geschäftsführer von PRO ASYL. Das müsse eine der Lehren aus dem quälend langsam angelaufenen Aufnahmeprogramm für syrische Flüchtlinge sein. Über zwei Jahre dauerte es, laut PRO ASYL nach dem Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges bis es zur Aufnahme einer relevanten Zahl von Flüchtlingen aus Syrien kam. Diesmal müssten schneller Maßnahmen ins Auge gefasst werden – bis hin zur direkten Evakuierung.

PRO ASYL geht davon aus, dass wie in der Zeit nach Ausbruch des Bürgerkrieges in Syrien, auch Irakflüchtlinge zunächst überwiegend darauf hoffen, vorübergehend in einem Erstaufnahmestaat oder einer aktuell noch sicheren Region im Irak unterzukommen, um, sobald sich die Sicherheitslage verbessert, selbst in ihre Heimat zurückkehren zu können. Das Beispiel Syrien habe jedoch gezeigt, dass bei einer Fortdauer des Konfliktes viele Menschen aus der insgesamt immer unsicherer werdenden Region zu fliehen versuchen.

Die Erstaufnahmestaaten der Region, die bereits viele Hunderttausende syrische Flüchtlinge beherbergen, haben teilweise bereits erkennen lassen, dass mit einer vergleichbaren Offenheit ihrer Grenzen für Schutzsuchende diesmal nicht zu rechnen ist. Anfang August hat die Türkei die Grenze für Flüchtlinge mit irakischen Pässen geschlossen. Aber unter anderem für irakische Turkmenen und Jesiden will die Türkei im Nordirak weitere Lager einrichten helfen.

Nach Angaben des türkischen Innenministeriums leben knapp 1,4 Millionen syrische Flüchtlinge in der Türkei. Für sie wird die Lage auch immer schwieriger. Erst vor wenigen Tagen hat ein Sprecher des Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) erklärt, die Türkei und UNHCR seien am syrischen Flüchtlingsproblem gescheitert. Der Politik der offenen Tür sei keine Integration in die türkische Gesellschaft gefolgt.

Nach Angaben von PRO ASYL schlagen sich die jüngsten Ereignisse im Irak in den deutschen Asylstatistiken noch kaum nieder. Mit lediglich 2.076 Asylsuchenden im ersten Halbjahr 2014 steht der Irak als Herkunftsland nur auf Platz 10. Das aber kann sich, so die Erfahrung aus der Syrien-Flüchtlingskrise, binnen weniger Monate ändern. Ein effektives Aufnahmeprogramm der EU sollte auch dafür sorgen, dass Flüchtlinge, die schlimmste Erlebnisse hinter sich haben, nicht den riskanten Versuch unternehmen müssen, auf Booten über das Mittelmeer oder auf anderen riskanten Routen die Region zu verlassen.

Die Europäischen Grünen hatten anässlich des Syrienkriges die Grafik Wie Europa zwei Millionen syrischen Flüchtlingen "hilft" erstellt. Sie veranschaulicht die Aufnahmekapazitäten der Nachbarländer Libanon, Jordanien und Türkei im Vergeich zu den Flüchtlingen, die in der Europäischen Union unterkommen.

Quelle: proasyl.de

 


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