survival 150Berlin. - Die letzten jagenden Buschleute Afrikas wollen die Regierung in Botswana verklagen. Dies hat die Menschenrechtsorganisation Survival International am Dienstag in Berlin berichtet. Die Buschleute werfen der Regierung vor, sie durch Aushungern "unrechtmäßig und verfassungswidrig" von ihrem angestammten Land im Central Kalahari Game Reserve (CKGR) vertreiben zu wollen.

Nach Anhaben von Survival International versorgen die Buschleute mit der Jagd ihre Familien. Sie müssten deshalb jedoch jederzeit mit Einschüchterungen, Folter und Festnahmen rechnen. Zu Beginn des Jahres hatte die Regierung Botswanas ein landesweites Jagdverbot verhängt, ohne die Buschleute darüber zu informieren oder eine Entschädigung anzubieten.

Es ist das vierte Mal, dass die Buschleute rechtliche Schritte gegen die Regierung einleiten, um ihr Recht, auf ihrem Land leben zu dürfen, durchzusetzen. In einem historischen Prozess hatte Botswanas Oberstes Gericht 2006 geurteilt, dass die Buschleute das Recht haben, auf ihrem Land im Central Kalahari Game Reserve zu leben und zu jagen. Trotz des Urteils wurde den Buschleuten im CKGR keine einzige Jagderlaubnis ausgestellt. Trophäenjäger, die bereit sind bis zu 8.000 Dollar zu zahlen, sind von dem Jagdverbot ausgenommen und können auf privaten Farmen Tiere wie Giraffen oder Zebras erlegen.

Roy Sesana, Angehöriger der Buschleute, erklärte gegenüber der Botswana Sunday Times: "Präsident Ian Khama und sein Bruder Tshekedi (Minister für Umwelt, Wildtiere und Tourismus) haben entschieden, das Jagen zu verbieten, ohne uns zu konsultieren. Es war ein kalkulierter Schachzug, um uns aus dem CKGR auszuhungern. Sie wissen, dass wir vom Jagen abhängen und haben entschieden, das Jagen im CKGR zu verbieten." Laut Survival International verfolgt und bedroht Botswanas Regierung noch immer Angehörige der Buschleute und untersagte im letzten Jahr sogar ihrem langjährigen Anwalt Gordon Bennett die Einreise ins Land, um seine Klienten zu vertreten. Bennett hatte zuvor drei erfolgreiche Verfahren gegen die Regierung geführt.

Präsident Ian Khama, der auch im Vorstand der Naturschutzorganisation Conservation International sitzt, hatte erklärt, mit dem Verbot gegen abnehmenden Wildtierbestand vorgehen zu wollen. Survival International lehnte diese Begründung ab. Indigene Völker wie die Buschleute seien die besten Wächter ihrer Umwelt und schützten diese besser als jeder andere. Auch die Methoden der Subsistenzjagd der Buschleute mit Speeren, Pfeil und Bogen stelle keine Bedrohung für das CKGR dar.

Stephen Corry, Direktor von Survival International erklärte: “Weltweit werden Indigene der Wilderei bezichtigt, weil sie ihre Nahrung jagen. Festnahmen, Schläge, Folter und sogar Tod können die Folge sein, während die bezahlte Jagd auf Wildtiere gefördert wird. Es wird Zeit anzuerkennen, dass indigene Völker die besten Naturschützer sind. Bis dies geschieht, wird Survival International die Misshandlung indigener Völker weiterhin bekämpfen. Und wir werden kein Blatt vor den Mund nehmen, wenn es gilt das Land und Leben indigener Völker vor der Umweltschutzindustrie, Tourismus und großen Konzernen zu schützen."

Anfang des Jahres reiste Jumanda Gakelebone, Angehöriger der Buschleute, nach London, um Prinz Charles um Hilfe zu bitten. Prinz Charles unterstützt gemeinsam mit Ian Khama eine neue Anti-Wilderei-Kampagne großer Naturschutzorganisationen. Doch viele große Umweltorganisationen machten keinen Unterschied zwischen Wilderern und indigenen Völkern, die für ihren Lebensunterhalt jagen.

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Quelle: survivalinternational.de