child labour ilo 150Brasilia/Berlin. - Auf der "3. Weltkonferenz gegen Kinderarbeit" in Brasilia (8.-10. Oktober) haben Vertreter von Regierungen, Arbeitgebern, Gewerkschaften und Zivilgesellschaft über verstärkte Anstrengungen beraten, die schlimmsten Formen von Kinderarbeit bis 2016 weltweit zu beseitigen. Das Medienecho der Konferenz, die vor allem sexuelle Ausbeutung, sklavenähnliche Arbeitsbedingungen, Menschen- und Drogenhandel sowie den Umgang von Kindern mit gefährlichen Stoffen anprangerte, war bescheiden. Frank Kürschner-Pelkmann fasst die wichtigsten Ergebnisse der ILO-Konferenz zusammen.

"Wir schulden allen Kindern eine Zukunft ohne Gewalt, ohne Angst und ohne Ausbeutung", sagte Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff bei der Eröffnung der Konferenz. Kalaish Satyarthi, der Initiator der indischen Nichtregierungsorganisation "Globaler Marsch gegen Kinderarbeit", appellierte an eine Gruppe brasilianischer Kinder: "Seid anspruchsvoll und glaubt an den Traum, dass wir gemeinsam die Realität verändern können."

Der Generaldirektor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), Guy Ryder stellte in seiner Ansprache zur Eröffnung der Konferenz die Fortschritte im Kampf gegen die Kinderarbeit der letzten Jahre heraus. So sei international das Verständnis dafür gewachsen, dass eine gute und menschenwürdige Arbeit unter Einhaltung der ILO-Arbeits- und Sozialstandards (decent work) für Jugendliche und Erwachsene notwendig ist, "wenn wir Familieneinkommen sicherstellen wollen, die nicht abhängig machen von Kinderarbeit". Umgekehrt gelte es zu verhindern, dass durch Kinderarbeit die Arbeitsbedingungen und Löhne der Erwachsenden untergraben werden.

WENIGER KINDERARBEIT – ABER IMMER NOCH ERSCHRECKENDE AUSMASSE DER AUSBEUTUNG

Zwei Wochen vor der Konferenz hatte die ILO den Bericht "Making Progress against Child Labour – Global estimates and trends 2000 – 2012" (PDF) veröffentlicht. Die positive Nachricht lautete, dass sich die Zahl der Kinder, die arbeiten müssen, von 2000 bis 2012 von etwa 246 Millionen auf rund 168 Millionen vermindert hat. Der stärkste Rückgang ist in Asien festzustellen, wo allerdings weiterhin die absolut höchste Zahl von Kindern arbeiten muss. Sorge löste bei der Konferenz in Brasilia aus, dass weiterhin jedes fünfte Kind in Afrika arbeiten muss.

59 Prozent aller arbeitenden Kinder sind in der Landwirtschaft tätig, die meisten anderen im Dienstleistungssektor und deutlich weniger als 10 Prozent in Industriebetrieben. Deshalb wies der ILO-Generaldirektor auf die Notwendigkeit hin, der Kinderarbeit in der Landwirtschaft eine sehr viel größere Beachtung zu geben, die zu einem großen Teil ohne eine Bezahlung in der eigenen Familie erfolge. Im Industriebereich wachse die Sensibilität dafür, dass Kinderarbeit im informellen Sektor als Teil von Zulieferketten stärkere Beachtung benötige.

Weiterhin sind 85 Millionen arbeitende Kinder Gefahren für ihre Gesundheit, Sicherheit und moralische Entwicklung ausgesetzt. Angesichts dieser hohen Zahl bestehen Zweifel, ob die schlimmsten Formen der Kinderarbeit bis Ende 2016 tatsächlich beseitigt werden können.

DIE WELTWEITE BEWEGUNG GEGEN KINDERARBEIT STÄRKEN

Die Verhinderung von Kinderarbeit bleibt in erster Linie eine Aufgabe der Regierungen, heißt es in der "Erklärung zur Kinderarbeit von Brasilia". Erforderlich sei dafür eine Zusammenarbeit mit Arbeitgebern, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und anderen Akteuren der Zivilgesellschaft.

Außerdem wird in der Abschlusserklärung der Konferenz die Bedeutung der Verbesserung des Zugangs aller Kinder zu kostenloser, verpflichtender und qualitativ hochwertiger Schulbildung betont. In der Erklärung heißt es weiter: "Wir fordern die Regierungen auf, allen Kindern, die von Kinderarbeit betroffen sind, die Durchsetzung ihrer Rechtsansprüche zu ermöglichen, ihr Recht auf Bildung zu garantieren und Rehabilitationsprogramme zu ermöglichen als Instrument zur Förderung und zum Schutz ihres Wohlergehens und ihrer Würde sowie zur Erfüllung ihrer Rechte. Dabei sollte der Fokus auf Kindern liegen, die den schlimmsten Formen der Kinderarbeit durch unterschiedlichste Formen der Diskriminierung ausgesetzt sind."

Außerdem beschlossen die Delegierten aus über 150 Ländern, den voranschreitenden Aufbau einer weltweiten Bewegung gegen Kinderarbeit zu unterstützen, die auf Partnerschaft, Zusammenarbeit, Advocacyarbeit und Aktionen beruht. Kalaish Satyarthi betonte eine wichtige Dimension dieses Engagements: "Unsere größte Herausforderung besteht darin, unsere geistige Einstellung zu verändern."

Frank Kürschner-Pelkmann lebt in der Nähe von Hamburg, arbeitet als freier Journalist und betreibt u.a. die Website www.wasser-und-mehr.de.

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