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Berlin. - Zwei Drittel aller Deutschen (66 Prozent) sind der Überzeugung, dass Agrar- und Chemiekonzerne nicht zum Wohle der Armen, sondern aus Profitinteressen heraus gegen Hunger engagieren. Das ergab eine forsa-Umfrage, die die Entwicklungsorganisation Oxfam am Dienstag in Berlin veröffentlicht hat. Dass dabei auch soziale Aspekte eine Rolle spielen, glaubt nur eine Minderheit von 28 Prozent.

Für die von Oxfam in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa wurden im Zeitraum vom 30. Oktober bis 3. November 1001 Deutsche ab 18 Jahren befragt. "Die Umfrage zeigt ganz klar, dass die Deutschen den Konzernen ihr Engagement bei der Hungerbekämpfung nicht abkaufen", sagte David Hachfeld, Wirtschaftsexperte von Oxfam Deutschland.

Im Rahmen der German Food Partnership (GFP) kooperiert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seit einem Jahr mit 30 großen deutschen Agrarkonzernen und Verbänden zum Zweck der Hungerbekämpfung. Nach Oxfams Informationen nützt diese Zusammenarbeit vor allem den Konzernen, die ihre Absätze steigern und sich neue Märkte aufbauen wollen. "Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die in Armut leben, bleiben auf der Strecke. Dabei stellen sie weltweit mehr als die Hälfte der knapp 900 Millionen Hungernden", so Hachfeld.

Laut Umfrage finden zwar 62 Prozent eine Kooperation von Bundesregierung und Konzernen zur Hungerbekämpfung gut. "Aber: Auf das Wie kommt es an", betonte Oxfam.

Zur Bekämpfung des Hungers setzt die große Mehrheit (85 Prozent) der Befragten quer durch alle Altersgruppen und Parteipräferenzen hinweg auf eine Landwirtschaft, die traditionelle Anbaumethoden bewahrt und Böden und Ressourcen schont. "Das ist aber das genaue Gegenteil von dem, was die Agrarkonzerne forcieren", so Oxfam. "Sie drücken in der GFP massiv ihr Hightech-Saatgut und die dazu passenden Pestizide auf den Markt."

BMZ MAUERT BEI OFFENLEGUNG DER VERTRÄGE ZUR GFP

Seit einem Jahr weigert sich das BMZ, Vertragsinhalte der GFP offenzulegen und verstößt nach Dafürhalten von Oxfam dabei gegen ihr eigenes Transparenzversprechen. "Niemand weiß, was das BMZ mit den Konzernen vereinbart hat, wohin die Steuergelder fließen und wer mit wem in welchen Projekten kooperiert", kritisierte Hachfeld. Selbst eine Anfrage von Oxfam auf Grundlage des Informationsfreiheits- sowie des Umweltinformationsgesetzes sei bisher inhaltlich unbeantwortet geblieben.

Oxfam-Botschafter und Kochprofi Ole Plogstedt übergab am Dienstag mehr als 65.000 Unterschriften gegen die Unterstützung von Agrarkonzernen an BMZ-Staatssekretär Friedrich Kitschelt. Oxfam und Partnerorganisationen wie FIAN und INKOTA hatten in den vergangenen Monaten einen Unterschriften-Aufruf gestartet. Mehr als 140 Prominente um Ole Plogstedt wie Jan Josef Liefers und Jan Delay hatten sich in einem offenen Brief an Kanzlerin Angela Merkel und Entwicklungsminister Gerd Müller gewandt und die sofortige Beendigung dieser "absurden Wirtschaftsförderung zu Lasten der in Armut lebenden Menschen" gefordert.

BMZ WILL "IN KÜRZE" ANTWORTEN

"Das BMZ als Schirmherr der German Food Partnership bekennt sich zu größtmöglicher Transparenz und hat der Zivilgesellschaft eine schnellstmögliche Offenlegung - völlig im Einklang mit den Vorgaben des Informationsfreiheitsgesetzes - zugesagt", erklärte Ramona Simon, Sprecherin des Ministeriums. "Die Vorbereitungen der Projekte der GFP haben sich allerdings mehrfach verzögert. In diesem Zusammenhang hinkten auch die Vertragsabschlüsse hinter der Planung her. Der vollständige Abschluss der Verträge war allerdings Voraussetzung für deren Offenlegung. Diese Vertragsabschlüsse haben nun kürzlich stattgefunden. Die Offenlegung erfolgt in Kürze."

Foto: Antonio Banderas lässt Mais auf sich regnen. Das Foto entstammt einer Serie mit Stars, die sich für Oxfam fotografieren ließen, um auf das weltweite Hungerproblem aufmerksam zu machen. © Oxfam

=> forsa-Umfrage: www.oxfam.de/forsa-agrarkonzerne
=> Kampagne "Keine Entwicklungshilfe für Agrarkonzerne": www.oxfam.de/agrarkonzerne

Quelle: www.oxfam.de 


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