Berlin. - Vor dem G20-Gipfel in Be (Australien) hat die Entwicklungsorganisation Oxfam eine globale Steuerreform zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit gefordert. Effektive Armutsbekämpfung bedeute, nicht nur über Wachstums-, sondern auch über Verteilungsfragen zu reden, erklärte Oxfam am Mittwoch in Berlin. Zudem müsse es ein Mitspracherecht für arme Länder und ein Sofortprogramm gegen Steuervermeidung geben.
Im aktuellen Hintergrundpapier "Turn the Tide: The G20 must act on rising inequality, starting with fairer global tax reform" zeigt Oxfam auf, dass seit der Übernahme der G20-Präsidentschaft durch Australien vor einem Jahr das Vermögen in den G20-Staaten um 17 Billionen US-Dollar angewachsen ist. Mit 6,2 Billionen Dollar lande allerdings über ein Drittel des Zuwachses in den Taschen des reichsten Prozents der Bevölkerung. Der G20-Gipfel findet am 15./16 November in Brisbane statt.
Gleichzeitig lebt Oxfam zufolge in den G20-Ländern mehr als die Hälfte der ärmsten Menschen der Welt. Bereits vor zwei Wochen hatte Oxfam mit dem Bericht "Even It Up – Time to End Extreme Inequality" eine weltweite Bestandsaufnahme sozialer Ungleichheit vorgelegt und auf dramatische Folgen für Bildungs- und Gesundheitssysteme, aber auch für Demokratie und Frieden hingewiesen.
Tobias Hauschild, Experte für Steuergerechtigkeit bei Oxfam Deutschland, erklärte: "Ein größerer Kuchen bringt wenig, wenn sich die globalen Eliten immer größere Anteile davon einverleiben. Wollen die G20 soziale Ungleichheit bekämpfen, müssen die Staats- und Regierungschefs dafür sorgen, dass bei den Armen nicht nur Krümel ankommen. Die Staaten müssen starke Bildungs-, Gesundheits- und Sozialsysteme aufbauen, denn von ihnen profitieren insbesondere arme Menschen. Die Ressourcen dafür sind in den G20-Ländern vorhanden."
Als Sofortmaßnahme rief Oxfam die Staats- und Regierungschefs der G20 auf, Steueroasen auszutrocknen, wirksame Maßnahmen gegen die Steuervermeidung internationaler Konzerne einzuleiten und aus dem Wettlauf um immer niedrigere Steuersätze auszusteigen. Zudem müssten sie die Unternehmen zu öffentlicher länderbezogener Berichterstattung über erwirtschaftete Gewinne und bezahlte Steuern verpflichten.
Die Entwicklungsorganisation kritisierte, dass bei den derzeitigen Verhandlungen zu einer globalen Steuerreform unter Federführung der OECD arme Länder, die ein Drittel der Weltbevölkerung repräsentieren, nicht mit am Verhandlungstisch sitzen.
=> Hintergrundpapier "Turn the Tide: The G20 must act on rising inequality, starting with fairer global tax reform"
=> Bericht "Even It Up – Time to End Extreme Inequality"
=> https://www.g20.org/australia_2014/leaders_summit
Quelle: www.oxfam.de