Berlin. - Amnesty International hat am Donnerstag gemeinsam mit weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen ein Programm vorgestellt, mit dem Journalisten und Menschenrechtsverteidiger ihre Computer nach Spionagesoftware durchsuchen können. Auch Produkte des in München ansässigen Unternehmens "FinFisher", dessen Erzeugnisse gegen Menschenrechtsaktivisten in Bahrain eingesetzt wurden, können damit entdeckt werden.
"Detekt" ist die erste öffentlich verfügbare Software, die diese berüchtigten Spionage-Werkzeuge entdecken kann", sagte Mathias John, Experte für Rüstung, Wirtschaft und Menschenrechte bei Amnesty International. "Regierungen verwenden zunehmend gefährliche und hochentwickelte Technologien, mit denen sie private E-Mails von Aktivisten und Journalisten lesen oder ferngesteuert Webcams und Computermikrofone anschalten, um heimlich Aktivitäten aufzuzeichnen."
Die deutsche Firma "FinFisher", die früher Teil der britischen Gamma Group war, hat unter anderem die Spionage-Software "FinSpy" entwickelt. Mit ihrer Hilfe können Skype-Gespräche abgehört, Dateien von der Festplatte kopiert, E-Mails abgefangen und sogar Fotos geschossen werden, indem eine in das infizierte Gerät integrierte Kamera ferngesteuert wird. Nach Recherchen des Citizen Lab und von WikiLeaks veröffentlichten Informationen wurde Software von "FinFisher" genutzt, um Menschenrechtsanwälte und Aktivisten in Bahrain auszuspionieren.
"Detekt warnt Nutzer, wenn ihre Computer infiziert sind. Sie kann so Menschenrechtsverteidiger und Journalisten vor Spionageangriffen schützen und verhindern, dass Regierungen durch Spionagesoftware gesammelte Informationen nutzen, um Menschen willkürlich festzuhalten, unrechtmäßig zu verhaften und sogar zu foltern," erklärte Mathias John.
"Detekt" wurde von dem in Berlin lebenden IT-Sicherheitsexperten Claudio Guarnieri entwickelt und wird in Zusammenarbeit mit Amnesty International, Digitale Gesellschaft, Electronic Frontier Foundation und Privacy International der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der Handel mit Technologien zur Kommunikationsüberwachung ist Amnesty zufolge in den letzten Jahren rasant gewachsen. Die Coalition Against Unlawful Surveillance Exports (CAUSE), deren Mitglied Amnesty International ist, schätzt den Wert der jährlich weltweit gehandelten Überwachungstechnologien auf fünf Milliarden US-Dollar.
"Detekt ist ein Werkzeug, um Aktivisten zu schützen. Letztlich ist aber eine strenge Kontrolle der einzige Weg, um Menschenrechtsverletzungen durch solche Technologien zu verhindern", so Mathias John. Die Freie und Open-Source-Software ("F(L)OSS") und wird ohne Gewährleistung oder Garantie jeglicher Art zur Verfügung gestellt.
Amnesty International ruft die Regierungen dazu auf, wirksame Handelskontrollen einzuführen und den Handel von einer menschenrechtlichen Risikobewertung abhängig zu machen.
Foto: Überwachungskameras Autohof in Thüringen an A9 03.06.2013 10-07-08 von Dirk Ingo Franke - Eigenes Werk. Lizenziert unter Creative Commons Attribution 3.0 über Wikimedia Commons.
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