gfbvGöttingen. - Der November 2014 war der bisher blutigste Monat seit Beginn des Terrors von Boko Haram im Norden Nigerias im Jahr 2009. Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fielen in diesem Zeitraum mindestens 676 Menschen insgesamt 19 Überfällen und Terroranschlägen der islamistischen Sekte zum Opfer.

"Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte noch deutlich höher sein, da aufgrund der schwierigen Sicherheitslage in vielen überfallenen Dörfern und Städten noch immer nicht alle Toten geborgen werden konnten und die Konfliktparteien zudem oft den Zutritt zu den umkämpften Siedlungen verweigern", berichtete GfbV-Afrika-Referent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. Er warnte vor einer weiteren Eskalation der Gewalt zwischen Boko Haram und Sicherheitskräften.

"Nachdrücklich fordern wir die nigerianischen Behörden auf, endlich eine glaubwürdige Zahl der Opfer des Bombenanschlags auf die Moschee der Stadt Kano am vergangenen Freitag vorzulegen", forderte der Menschenrechtler. "Es ist skandalös, dass vier Tage nach dem Terroranschlag noch immer keine verlässlichen Zahlen über die Opfer des jüngsten Blutbades veröffentlicht wurden." Berichte von Augenzeugen und Ärzten in den Krankenhäusern der Stadt deuten darauf hin, dass deutlich mehr Menschen zu Tode gekommen sind als von offiziellen Stellen eingeräumt werden. Während die Polizei bislang von 102 Toten spricht, gehen viele Augenzeugen von mehr als 200 Toten aus. "Nigerias Behörden verspielen den letzten Rest ihrer Glaubwürdigkeit, wenn sie nun auch noch das erschreckende Ausmaß der Gewalt gezielt herunterspielen", sagte Delius.

Nigerias Armee und Polizei wurde in den vergangenen Jahren mehrfach vorgeworfen, Berichte von siegreichen bewaffneten Auseinandersetzungen mit Boko Haram frei erfunden zu haben, um der Bevölkerung ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und um Kritik an ihrer Strategie im Kampf gegen die Terrorbewegung zu entgegnen.

Neben den massiven Verlusten an Menschenleben werden immer größere Landstriche im Nordosten Nigerias von den Kämpfen verwüstet. So wurden schon mehr als 10.000 Häuser und 270 Kirchen zerstört. Allein in der Diözese Maiduguri im Bundesstaat Borno wurden 50 Kirchen verwüstet, 30 der 40 katholischen Schulen wurden geschlossen, 26 der 46 Pfarrer mussten ihre Gemeinden verlassen und fliehen. Auch ein Großteil der staatlichen Schulen ist aus Sicherheitsgründen oder aus Lehrermangel geschlossen. "So wird der Bürgerkrieg verheerende Langzeitfolgen für die ohnehin unterentwickelte Region haben", warnte Delius.

Medienmitteilung
Quelle: www.gfbv.de