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Heidelberg. - Chinesische Entwicklungshilfe für Afrika fließt überdurchschnittlich oft in die Heimatregionen führender afrikanischer Politiker. Das gilt auch dann, wenn in anderen Gegenden desselben Landes ein größerer Unterstützungsbedarf besteht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die ein internationales Wissenschaftlerteam unter Beteiligung von Heidelberger Ökonomen durchgeführt hat.

Die Untersuchung stützt sich auf Daten zur Entwicklungshilfe, die die Wissenschaftler geographischen Regionen zugeordnet haben. "Unsere Datenauswertung legt nahe, dass führende Politiker in den Empfängerländern einen Teil der chinesischen Gelder nach persönlichen Interessen vergeben, was die Effektivität der Hilfe einschränken kann", sagte Prof. Dr. Axel Dreher, der gemeinsam mit Dr. Andreas Fuchs vom Alfred-Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften der Universität Heidelberg zu den Ko-Autoren gehört. Die Studie mit dem Titel "Aid on Demand: African Leaders and the Geography of China’s Foreign Assistance" wurde in Washington, D.C., von Dr. Fuchs vorgestellt.

Das Team mit Wissenschaftlern aus den USA, der Schweiz, Australien und Deutschland hat in seiner Forschungsarbeit rund 2.000 chinesische Entwicklungshilfeprojekte an mehr als 3.500 Orten in Afrika untersucht. Die Forscher haben außerdem die Daten zu Geburtsort und Ethnie von 11 führenden afrikanischen Politikern ermittelt. Sie konnten zeigen, dass die Geburtsregionen von Staatsführern überproportional von der Entwicklungshilfe profitieren. Nach Angaben von Prof. Dreher fließen dorthin durchschnittlich 270 Prozent mehr finanzielle Mittel als in andere Gebiete. Dass auch Regionen bevorzugt werden, in denen die Bevölkerung derselben Volksgruppe zugehörig ist wie führende Politiker dieses Landes, konnte allerdings nicht nachgewiesen werden. "Die verbreitete Annahme, dass die Mittelverteilung sich vor allem danach richtet, wo für China interessante Bodenschätze zu finden sind, hat sich ebenfalls nicht bestätigt", erläuterte Andreas Fuchs.

"Dass sich China nicht in die inneren Angelegenheiten des jeweils unterstützten Landes einmischt, ist eine Leitlinie der staatlichen Entwicklungspolitik", erklärte Prof. Dreher. "Diese Haltung ermöglicht es afrikanischen Politikern, ihren Wahlbezirken einen substanziellen Teil der Mittel aus China zuzuschieben." Fraglich bleibt für die Wissenschaftler jedoch, wie effektiv eine derartige Hilfe letztlich ist. Trotz zahlreicher Studien zu diesem Thema ist nach wie vor umstritten, inwieweit die Unterstützung für politisch relevante Regionen langfristige Verbesserungen für die wirtschaftliche Lage ärmerer Gegenden und eines Landes insgesamt bringt, so die Forscher. Wie sich die Mittelverteilung auf regionaler Ebene auf Entwicklungsziele wie Wirtschaftswachstum oder die Minderung von Armut auswirkt, soll in weiteren Untersuchungen genauer beleuchtet werden.

Die aktuelle Studie hat die Verteilung von Entwicklungsförderung erstmals umfassend sowohl auf lokaler Ebene als auch über zahlreiche Länder und einen längeren Zeitraum hinweg berücksichtigt. Bereits im April 2013 hat AidData, ein Zusammenschluss amerikanischer Forschungseinrichtungen, unter Mitarbeit der Heidelberger Wissenschaftler eine Datenbank online zugänglich gemacht, die Informationen über chinesische Aktivitäten zur Entwicklungsfinanzierung in Afrika im Zeitraum von 2000 bis 2012 bündelt. Eine neue Web-Anwendung verknüpft diese Daten nun mit einer Landkarte des afrikanischen Kontinents, in die auch weitere raumbezogene Informationen einfließen, etwa zu Bevölkerung, Armut oder Infrastruktur. So wird die Verteilung von Geldern auf lokaler Ebene visuell nachvollziehbar. "Durch die derart aufgeschlüsselten Daten lassen sich Ursachen und Wirkungen auf einer Ebene aufzeigen, wie es mit den nur für die jeweiligen Länder insgesamt zusammengestellten Daten bisher nicht möglich war", erläuterte Prof. Dreher.

Grafik: www.aiddata.org 

Mehr Informationen: 

=> Datenbank zur chinesischen Entwicklungshilfe
=> Studie zum Download

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft


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