Freetown. - Laut Salesianerbruder Lothar Wagner, Leiter der Kinderschutzorganisation Don Bosco Fambul in Sierra Leone und Projektpartner der Hilfsorganisation Jugend Eine Welt, ist noch lange kein Ende der Ebola-Epidemie in Sicht. Im Gegenteil, mit bis zu 100 Neuinfektionen täglich verschärft sich die Situation immer weiter. Die Regierung sei völlig überfordert, es gäbe viel zu wenige Labore, Ärzte und Logistiker, landesweit stünden nur 300 Behandlungsbetten zur Verfügung.
Besonders dramatisch sei die Situation der Waisenkinder, deren Zahl von 670 Ende Oktober auf rund 4.000 im Dezember angestiegen ist. Viele dieser Kinder landen in von der Regierung eingerichteten "Holding Centers", in denen es keine Behandlungsmöglichkeiten gibt. "Unzählige Menschen sterben hier, auch viele Kinder. Sie werden auf dem Friedhof hinter dem Holding Center begraben und scheinen in keinerlei Statistik auf. Genauso wenig wie Kranke, die aus ihren Dörfern vertrieben werden und in den Wäldern sterben", berichtete Bruder Lothar und kritisierte die internationalen Hilfe als "halbherzig und beschämend".
Große Sorge macht Wagner auch das immer mehr abnehmende Interesse der westlichen Medien, die kaum mehr über Ebola berichten, soweit es nicht um nationale Sicherheitsinteressen geht. "Damit entsteht der völlig falsche Eindruck, dass sich Ebola nicht weiter ausbreitet und keine weitere Hilfe benötigt wird, während wir hier machtlos zuschauen müssen, wie immer mehr Menschen sterben".
Mit Unterstützung der österreichischen Hilfsorganisation Jugend Eine Welt stehen Lothar Wagner und die rund 100 Mitarbeiter von "Don Bosco Fambul" Kindern zur Seite, die ihre Eltern durch die Epidemie verloren haben. Viele von ihnen landen auf der Straße, weil ihre Großfamilie sie aus Angst vor Ansteckung und wegen des mit Ebola in Verbindung gebrachten "Hexenfluchs" nicht wieder aufnehmen möchte. Im Don Bosco Behandlungszentrum erhalten sie ganzheitliche Hilfe – Unterkunft, Essen, medizinische Versorgung, aber auch therapeutische Begleitung, die dringend nötig ist. „Viele Kinder haben ihre eigenen Eltern sterben sehen. Wenn sie zu uns kommen sind sie teilweise schwer traumatisiert, haben keinen Appetit, starren nur in eine Ecke und weinen,“ berichtet Lothar Wagner. Im Don Bosco Zentrum erleben die Kinder neben Schutz und Geborgenheit wieder einen normalen Alltag, gehen zur Schule und nehmen an zahlreichen Freizeitaktivitäten teil.
Medienmitteilung: jugendeinewelt.at