haiti strassenkinder salesianerBerlin. - Fünf Jahre nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti ziehen Hilfsorganisationen eine gemischte Bilanz ihrer Arbeit in dem Land. "Wir haben trotz schwieriger Bedingungen viel Gutes bewirken können. Beim Wiederaufbau arbeitete Caritas international von Anfang an konsequent mit lokalen Partnern wie der Caritas Haiti und mit den vom Erdbeben betroffenen Menschen zusammen", sagte der Präsident des Deutschen Caritasverbands, Peter Neher, anlässlich des fünften Jahrestages (12.1.) in Berlin. Dadurch sei die Hilfe dort angekommen, wo sie am meisten benötigt wurde.

Aber nach wie vor gibt es Hindernisse, die einer positiven Entwicklung in Haiti entgegenstehen: die noch immer weit verbreitete Korruption, ein mangelndes Gemeinschaftsgefühl in großen Teilen der Gesellschaft und das weiterhin schwach entwickelte Bildungssystem. Besondere Sorge bereiten dem Caritas-Präsidenten auch die jüngsten Unruhen in Haiti. "Die Lage ist derzeit sehr instabil, es herrscht ein Klima der Gewalt auf den Straßen. Wir und unsere Partner versuchen, einen Beitrag zu leisten, um die Zivilgesellschaft zu stärken – damit sich diese Strukturen auf Dauer verändern."

Malteser International setzt bei seiner Hilfe in den Bereichen Gesundheit, Ernährungssicherung, Wasser- und Sanitärversorgung sowie Katastrophenvorsorge vorrangig auf die Zusammenarbeit und gezielte Stärkung lokaler Partner, um das Land langfristig von externer Hilfe unabhängig zu machen. "Mit unseren Programmen wollen wir die Menschen und ihren Lebensraum hier stärken und ihre Kapazitäten weiterentwickeln", erklärte Thomas Hüfken, Malteser International Programmkoordinator Haiti. "Konkret bedeutet das, dass wir einheimische Partnerorganisationen neben der Projektdurchführung auch in den Bereichen Verwaltung, Logistik und Konfliktmanagement schulen." Die Trainings erfolgen praxisnah: Freiwillige der Partnerorganisationen arbeiten gemeinsam mit den Teams von Malteser International im Projekt und lernen so praktische Fertigkeiten von Grund auf. "Auf diese Weise stellen wir sicher, dass die Projekte eines Tages auch ohne uns weitergehen können", so Hüfken.

"Besonders in den vergangenen sechs Monaten hat sich die Situation deutlich verbessert. Die Zahl der Menschen, die in Zeltlagern leben, konnte um 92 Prozent reduziert werden. Auch die Cholera wurde nahezu gestoppt", berichtete Harry Donsbach, Leiter Humanitäre Hilfe beim Kinderhilfswerk World Vision Deutschland. "Die Versorgung mit Nahrungsmitteln ist besser geworden und nur noch wenige Regionen befinden sich in der höchsten Krisenstufe. Dennoch bleibt das Elend für viele Haitianer Alltag".

Geschätzt 100.000 Kinder sind nach Angaben von World Vision von moderater oder akuter Unterernährung betroffen, etwa 200.000 Menschen leiden unter gravierender Lebensmittelknappheit. Zehntausende leben nach wie vor in einem der fast  200 Zeltlager, die nach dem Erdbeben als Notunterkünfte entstanden sind. Nur ein Drittel von ihnen hat Zugang zu Trinkwasser, nur die Hälfte Zugang zu Toiletten. Ein funktionierendes Müllentsorgungssystem existiert nicht, und die Lager sind von Zwangsräumungen bedroht.

Als Hindernis beim Wiederaufbau erwies sich insbesondere die Schwäche des haitianischen Staates. Dieser hat es World Vision zufolge immer wieder versäumt, wichtige Entscheidungen zu treffen und zugleich durch ineffiziente und bürokratische Verfahren Fortschritte behindert. "Haiti verlässt sich auf die personellen und finanziellen Hilfen aus dem Ausland, um Basisdienstleistungen für die Bevölkerung bereit zu stellen. Das halten wir für sehr problematisch", kritisierte Harry Donsbach.

Quellen: caritas.de |  malteser-international.org  |  worldvision.de


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