public eye award 2015 720

Davos. - Am dritten Tag des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos haben die Erklärung von Bern und Greenpeace Schweiz am Freitag die Firma Chevron zum unverantwortlichsten Unternehmen der vergangenen zehn Public Eye-Jahre gekürt. Der US-Ölkonzern erhielt die meisten der knapp 64.000 abgegebenen Online-Stimmen, gefolgt von Glencore und Walmart.

Beim 16. und letzten Public Eye in Davos hat die internationale Web-Community den Energiekonzern Chevron wegen der Ölpest in den teils noch unberührten Urwäldern im Norden Ecuadors mit dem "Lifetime Award" prämiert. In seiner Laudatio empörte sich Paul Paz von der US-Organisation Amazon Watch besonders über "Chevrons Weigerung, der 2013 erfolgten Verurteilung zur Zahlung von 9,5 Milliarden Dollar Schadensersatz und Reinigungskosten endlich Folge zu leisten. Stattdessen zögern ihre Anwälte und PR-Berater seit 20 Jahren die Gerechtigkeit und damit das Leid der über 30'000 betroffenen Menschen immer weiter hinaus", so Paz. Amazon Watch will den Verantwortlichen von Chevron ihren "Lifetime Award" am kalifornischen Firmenhauptsitz überreichen.

Zur Wahl standen mit Chevron, Dow Chemical, Gazprom, Glencore, Goldman Sachs und Walmart sechs frühere Public Eye Award Gewinner – allesamt Firmen, deren unverantwortliche Geschäftspraktiken berühmt-berüchtigt sind.

„Unter den von einer Fachjury sorgsam aus allen bisherigen Preisträgern ausgewählten Shortlist-Fällen ist der grösste Industrieunfall der Geschichte im indischen Bhopal. Auch 30 Jahre danach lehnt der US-Konzern Dow Chemical immer noch jede Verantwortung für ein Unglück ab, bei dem bis heute 25'000 Menschen ums Leben kamen. Der texanische Ölkonzern Chevron wiederum ist verantwortlich für die Verpestung riesiger Flächen unberührten Urwalds im Norden Ecuadors und somit für eine der schlimmsten Umweltkatastrophen überhaupt. Und der russische Energieriese Gazprom bohrt unter Missachtung internationaler Sicherheitsstandards in der Arktis nach Öl und gefährdet damit indigene Gemeinschaften, die lokale Tierwelt und das gesamte arktische Ökosystem.Ebenfalls zur Wahl steht Goldman Sachs für ihren Beitrag zur Eurokrise und das Profitieren von finanziellen Staatskrisen (z.B. in Griechenland), welche die US-Investmentbank selbst mitverursacht hat. Nominiert war auch Glencore, weil der Schweizer Rohstoffkonzern u.a. in Kolumbien, Sambia und Kongo systematisch schwache Regulierungen ausnutzt und durch Umweltverschmutzungen die Gesundheit der lokalen Bevölkerung gefährdet. Komplettiert wird das globale „Worst in Class“ durch Walmart. Der weltgrösste Detailhändler verletzt entlang seiner Wertschöpfungskette vielerorts elementare Menschen- und Arbeitsrechte und unterminiert durch sein Pseudo-Sicherheitsprogramm zudem effektive Reformbemühungen in der Textilindustrie.“

In einer Mitteilung vom November 2014 teilte die Erklärung von Bern (EvB) mit, dass sie die Award-Vergabe mit dem diesjährigen Lifetime Award abschließen. „Das Public Eye sorgte 15 Jahre lang für eine innovative Gegenöffentlichkeit zum WEF, zehn davon mit seinen stilbildenden Negativpreisen für die gravierendsten Fälle von Menschenrechtsverletzungen und Umweltvergehen durch Unternehmen.“

Der Hauptgrund für den Abschied von EvB und Greenpeace aus Davos ist die Ankunft einer breiteren konzernkritischen NGO-Koalition in Bundesbern. Mit der Prüfung einer Volksinitiative, die rechtlich verbindliche Regeln für die weltweite Respektierung von Menschenrechten und Umwelt durch Schweizer Unternehmen erreichen will, sei die politische Kernforderung des Public Eye auf gutem Weg. Zudem habe die Privatveranstaltung Weltwirtschaftsforum (WEF) stark an Relevanz verloren und sei der falsche Ort für politische Forderungen, die sich an (im Unterschied zum WEF) demokratisch legitimierte Entscheidungsträger richten.

In ihrem "WEF-Requiem" sagten The Yes Men in der gleichen Veranstaltung, dass "öffentlich-private Partnerschaften, wie sie in Davos gefordert und gefördert werden, nicht Teil der Lösung, sondern Teil epochaler Probleme wie der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich und des drohenden Klimakollaps" sind. Verkleidet als Totengräber forderten die Yes Men "wir müssen die Wirtschaftsführer dazu zwingen, die für alle richtigen Dinge zu tun, statt uns weiter auf ihren guten Willen zu verlassen". Und der deutsche Europaparlamentarier und Attac-Mitgründer Sven Giegold sagte in seiner Keynote: "Wenn das Public Eye schon sterben muss, so sollte es am G20-Gipfel wiederauferstehen."

Quelle: evb.ch


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